Einige Anmerkungen zu den Partien unseres  Oberligakampfes gegen Norderstedt.
Brett 1: Andrey Ostrovskiy – Martin Voigt  remis
In der Caro Kann Abtauschvariante mit 4.Ld3 folgten beide lange eine der Hauptvarianten. Martin`s 13.-Df4 scheint neu zu sein. Weiß verhinderte mit a4,a5 zunächst einen schwarzen Minoritätsangriff, die Stellung blieb im Gleichgewicht. Nach 16.-Sf5 (besser 16.-Sc6) erspielte sich Andrey einen leichten Vorteil.
Er willigte aber im 29.Zug in eine Zugwiederholung ein.
Brett 2: Aleksandar Trisic – Lawrence Trent 0 : 1
Eine tolle Angriffspartie von Lawrence, aber leider ein verpaßter Schönheitspreis !
In einem Königsinder, interessanterweise erst c6,dann d6 ,“weigerte“ sich Kreativspieler Aleks zu rochieren. Die Verwicklungen nach 13.Sb6 – fxe4! führten zu deutlichem schwarzen Vorteil. Besonders 14.-Sc5!! war
bärenstark. Schwarz ließ seinen Turm auf a8 hängen. Im Laufe der haarsträubenden Verwicklungen wurde der weiße König zum Damenflügel getrieben. Im 24.Zug ließ Lawrence aber 24.-Se3:! aus. Eine wunderschöne Variante wäre 25.fe3: – Tf2 !! 26.Db5: – Ld3 !!
27.Dd3: – e4 gewesen. Mit Engine finde sogar ich solche Züge !! Lawrence ließ dann wieder Luft in die Partie. Mit 29.Da6 ! wäre Aleks wieder voll im Spiel gewesen, er stellte aber mit 29.axb4?? die Partie ein und gab nach 29.-Dxb4 auf.
Brett 3: Michael Kopylov – Giso Jahncke 1 : 0
Nach 7 Zügen stand eine völlig symmetrische Stellung aus der grünfeldindischen Fianchetto-Variante auf dem Brett. Mit 12.-Sxe5 wäre Giso dem Ausgleich sehr nahe gekommen.
Sein Zug 12.-Db6 wurde mit 13.Da4 beantwortet ,Schwarz hat Schwierigkeiten den Läufer c8 zu entwickeln. Giso hätte jetzt 13.- Td8 finden müssen, um Sxe5 und Ld7 vorzubereiten.
14.La5 bringt nichts wegen 14.-Da6 !. In der Partie geschah allerdings 13.- Sxe5 14.dxe5 – Dc6 15.Dd4 mit Vorteil für Weiß. Giso gab in der Folge die Qualle (für Läufer + Bauer),
Nach 28.- a5? 29.Tc6 war die Partie entschieden. Michael konnte in ein Endspiel Turm + 4 Bauern gegen Läufer + 5 Bauern abwickeln, das er sicher zum Gewinn führte.
Brett 4: Rüdiger Breyther – Falko Meyer 1 : 0
Der Caro Kann – Partie gegen Falko sah ich durchaus mit gemischten Gefühlen entgegen. Im Betriebsschach hat er eine Bilanz von 1,5 zu 0,5 mit dieser Eröffnung gegen mich!
Diesmal kam wie an Brett 1 die Abtauschvariante auf`s Brett. Falko wählte den beliebten Aufbau mit g6 und Läufer f5.Die Stellung nach dem 12.Zug wurde schon einige Male erreicht. 13.Db5 scheint neu zu sein,13.Se5 wurde am häufigsten gespielt. Falko baute sich mit b6 und a5 auf. Ich unterband zwar mit der Verdoppelung der Türme auf der e-Linie und mit der Ãœberführung eines Springers nach d3 aktives schwarzes Gegenspiel aber es war immer noch nahe am Ausgleich. Nach 21.-Sf8 hätte ich nur leichten Vorteil gehabt, aber 21.-Lg5 stellte nach 22.Sxg5 – hxg5 23.Sxe6 sofort die Partie ein.
Brett 5: Artur Hovhannisyan – Christian Hess 0 : 1
Im “ Franzosen “ 1.e4-e6 2.d4-d5 3.Sc3-Sf6 4.Lg5-dxe4 haderte Christian nach der Partie mit seinem Zug 12.- Sc6. Der Zug wurde zwar am häufigsten gespielt, aber nach 12.Sd7 mit der Idee 13.-Sc5 scheint Schwarz überhaupt keine Probleme zu haben, nach 13.b4 spielt Schwarz 13.-a5.
In der Folge mußte Christian zwar mit g6 eine Schwächung des Königsflügels zulassen ,aber die Partie blieb im Gleichgewicht, auch wenn Weiß am Königsflügel drückte.
23.-Sf5, statt 23.-Sc6 war allerdings ungenau. Artur hätte mit 24.Lxf5-exf5 25.Dg5 Vorteil erzielen können,25.-Dd8 verbietet sich wegen 26.Sxf7 ! .
Eine weiter Chance verpaßte Weiß im 28.Zug, 28.Lb3 wäre sehr stark gewesen. In der Folge entstand ein Damenendspiel, das nach 38.Df6 noch haltbar sein sollte.
38.Dd4 führte nach 38.-Dg4+ sofort zu einem verlorenen Bauernendspiel.
Brett 6 : Alvaro Perez de Miguel – Oliver Zierke 1 : 0
In der Tarrasch-Verteidigung des Damengambits spielte Alvaro die Variante mit 6.dxc5. Nach 16.-Dg4 ?!(16.-Dxb2) 17.Ld5! – Dxf3 18.Lxf3 erspielte sich Alvaro mit dem Läuferpaar in der offenen Stellung Vorteil. Er gab das Läuferpaar mit 19.Lxc6 zwar gleich auf, verpaßte aber Schwarz 2 Bauernschwächen auf a7 und auf c6.
Es kam erst zu einem Doppelturm-, dann zu einem Turmendspiel. Olivers Bauernopfer 30.-c4 31.bxc4 bot gute Remischancen. Er hätte aber jetzt mit 31.-Tb2+ 32.Kf3 -Tc2 fortsetzen sollen. In der Partie geschah aber schwächer 31.-Tb4 32.c5-.?(Tc4 !) 33.c6 – Tc5 37.c7-Kd7 38.c8D+ – Kxc8 39.Txf7 und Alvaro gewann.
Brett 7 :Â Christian Michna – Andreas Mitscherling 1 : 0
Nach 1.d4-d5 2.Sc3 bot Andreas mit 2.-e6 den Ãœbergang in einen „Franzosen“ an. Christian lehnte dankend ab und ging nach 3.Lf4-Sf6 4.Sb5 ins Jobava-System des Londoner Systems über. Im frühen Mittelspiel verpaßte er Andreas einen Isolani auf d5. Die Probleme für Schwarz begannen, als es Weiß gelang, nach längerem Lavieren die schwarzfeldrigen
Läufer abzutauschen. Nach doppelten Turmtausch entstand ein Endspiel Dame + Blockadespringer auf d4 und Bauern gegen Dame + Läufer e6,Isolani d5 und einige Bauern.
Es war klar, daß Andreas „leiden “ mußte. Er suchte aktives Gegenspiel, postierte seinen Läufer auf e4 und drang mit der Dame auf h2 ein.
Das sah optisch sehr gut aus und ich war nicht der einzige Kiebitz, der von einem möglichen Remis träumte.
Christian hatte aber besser gerechnet, er zauberte einen Mattangriff mit Dame + Springer auf`s Brett !!!
Guido ging die Pirc-Verteidigung sehr aggressiv mit der Bauernphalanx d4,e4,f4 an. Er patzte aber mit 15.Kf2 (15.Tg1!).Schwarz gewann mit 15.-Lxg5 16.fxg5-Dxc3
17.bxc3-Se4 18.Kf3-Sxd2 einen Bauern. Noch stärker wäre wohl 16.-Sxe4+ 17.Sxe4-Df5+ 18.Lf3-Sxe4 gewesen.
19.-Sb6 ? (besser19.-Sf8) führte aber zu starkem weißem Gegenspiel. Guido drückte gegen den schwarzen Damenflügel und erreichte eine klare Gewinnstellung.
36.Td2 hätte die Partie schnell beendet. Guido`s 36.Lxa6 ließ aber wieder „etwas Luft “ in die Stellung. Im weiteren Partieverlauf versäumte Guido es ,ein Mattnetz gegen den schwarzen König zu knüpfen. Alfred konnte sich in ein Endspiel Turm gegen Turm + Läufer retten.
Er war nahe daran die rettende 50 -Züge remis Grenze zu erreichen, stellte aber mit 100-Td1 ?? einzügig die Partie ein und mußte nach 101.Ta4 aufgeben.
Extrem unglücklich und bitter für Alfred und das Norderstedter Team !!!
Brett 1 : Martin Voigt - Andrey Ostrovsky remis
Brett 2: Aleksandar Trisic - Lawrence Trent 0 : 1
Brett 3: Giso Jahncke - Michael Kopylow 0 : 1
Brett 4: Rüdiger Breyther - Falko Meyer 1 : 0
Brett 5: Christian Hess - Artur Hovhannsyan 1 : 0
Brett 6: Alvaro Perez de Miguel - Oliver Zierke 1 : 0
Brett 7: Andreas Mitscherling - Christian Michna 0 : 1
Brett 8: Guido Schleicher - Alfred Parvanyan 1 : 0
Wir hatten an den ungeraden Brettern Schwarz.
Ein kurzer Verlaufsbericht : Anmerkungen zu den Partien folgen. Ich konnte uns zwar gegen Falko in Führung bringen, aber die Norderstedter IMs an den ersten 3 Brettern drehten zunächst den Mannschaftskampf. Das Schwarzremis von Martin gegen den bärenstarken Andrey war allerdings besonders wertvoll für uns. Die erneute Wende schienen die Partien an den Brettern 5 und 6 zu bringen.Christian konnte seine schwierige Stellung noch in einen vollen Punkt umwandeln,während Alvaros Sieg doch sehr geradlinig wirkte .Unser 2-facher Clubmeister hat das Schachspielen wirklich nicht verlernt.
Andreas schien seine Partie gegen Christian Michna halten zu können, aber irgendwie drang Christian doch noch mit Dame und Springer gegen Dame und Läufer durch.Beim Stande von 3,5 zu 3,5 folgte das Drama an Brett 8. Guido`s Vorteil schien sich verflüchtigt zu haben. Ihm blieb nur der Versuch,im Endspiel Turm und Läufer gegen Turm den Punkt doch noch zu ergattern. Witzigerweise hatten wir dieses Endspiel kürzlich an 2 unserer montäglichen Online-Treffen angesprochen. Ich kann jedem Schach-Genießer nur empfehlen,sich einmal die Gewinnführung aus der Philidorstellung heraus anzusehen. Es wimmelt da nur so von herrlichen filigranen Manövern. Guido gewann schließlich doch noch , 4 Züge vor Inkrafttreten der 50-Züge Remis-Regel!! Sein Gegner Alfred war natürlich sehr geknickt. Das konnten alle nachfühlen, die schon mal eine entscheidende Partie in einem Mannschaftskampf verloren haben. und das noch so kurz vor Erreichen des rettenden Remis-Ufers. Abends möchte man dann am liebsten mit dem Schach aufhören, aber spätestens Mitte der Woche geht es einem schon wieder besser. Was dann leider völlig kontraproduktiv ist, sind die gutgemeinten Worte aus dem Familienkeis wie „Es ist doch alles nur ein Spiel“ , Grrrrrr !!!
Unsere Schiedsrichterin Kristina Reich hatte alles souverän im Griff. Ein großes Dankeschön an alle, die in ihrer Freizeit dazu beitragen, daß solche Schachveranstaltungen reibungslos ablaufen. Das gilt z.B. auch für diejenigen St.Paulianer, die am Wochenende für uns geschuftet haben !! Aber einen muß man doch schon besonders hervorheben. Benjamin Dauth vom SC Rotation Pankow war am Samstag schon sehr früh am Spielort erschienen. Er hat dann doch tatsächlich mit Bernd die Tische und Stühle geschleppt und die Bretter aufgebaut!! Es gab auch schon eine Anfrage,wie denn unser neues Mitglied heißen würde!!
Wie gesagt, kleine Anmerkungen zu den einzelenen Partien folgen.
In dieser für die Abteilung so wichtigen Saison erwischte die erste Mannschaft einen schlechten Start gegen den SK Zehlendorf. Nach der Niederlage von Aljosaha Feuerstack gegen IM Leonid Sawlin, hofften wir noch auf einen positiven Ausgang. Aber die Partien, in welchen man leicht besser stand wurden Remis und die Partien in denen man etwa ausgeglichen stand wurden verloren.
Wichtig ist diese Saison deswegen, weil sich nur die ersten 5 Mannschaften für die zweigleisige 2. Bundesliga qualifizieren. Falls dieses nicht erreicht wird, geht es runter in die Oberliga. Dort spielt unsere 2. Mannschaft, und die muss dann leider in die Landesliga, weil nur eine Mannschaft ab Oberliga erlaubt sind.
Die Ergbnisse der ersten, traurigen Runde im einzelnen:
FC St. Pauli 2 – 6 SK Zehlendorf 1 GM Socko ½ : ½ IM Baskin 2 GM Janik ½ : ½ IM Lagunow 3 IM Feuerstack 0 : 1 IM Sawlin 4 IM Krause ½ : ½ IM Brodowski 5 FM Krause 0 : 1 IM Stachowiak 6 IM Ertan 0 : 1 IM Luch 7 FM Sawatzki 0 : 1 IM Lagunow 8 FM Müller ½ : ½ IM Klenburg
In der 2. Runde lief es besser, um nicht zu sagen hervorragend.
Der SC Rotation Pankow wurde mit 7:1 vom Brett gefegt.
SC Rotation Pankow 1 – 7 FC St. Pauli 1 GM Glek ½ : ½ GM Socko 2 IM Szelag 0 : 1 GM Janik 3 FM Tomczak 0 : 1 IM Feuerstack 4 FM Dauth 0 : 1 IM Krause 5 FM Neumeier 0 : 1 FM Krause 6 FM Seils 0 : 1 IM Ertan 7 FM Guth ½ : ½ FM Sawatzki 8 Daum 0 : 1 FM Müller
Bei so einem Ergebnis mag man niemanden herrausheben, aber wir freuen uns, die Partien nachspielen zu können.
So kann es dann am 2. Dezember in Magdeburg weitergehen.