Autorenname: Frank Sawatzki

Spielbericht 1. Bundesliga 14. Runde – Klassenerhalt trotz Niederlage gegen den FC Bayern München! – von Benedict Krause

Nach der knappen Niederlage am Vortrag gegen unseren Reisepartner SV Werder Bremen wollten wir am Samstag gegen den FC Bayern München endgültig den Klassenerhalt klarmachen. Das war mit mindestens einem 4-4 aus eigener Kraft möglich, aber auch bei einer Niederlage standen die Chancen gut, durch die Ergebnisse auf den anderen Plätzen gerettet zu werden.

Den ersten halben Punkt konnte ich in meiner Schwarzpartie gegen Martin Lokander verbuchen. Mein Gegner spielte die gleiche Variante gegen die Grünfeld-Indische-Verteidigung wie Jonas Lampert in Runde 8 und versuchte mit 18.h4!? eine neue Idee einzubringen. Doch die Stellung bewegte sich immer ungefähr im Gleichgewicht und endete noch vor der Zeitkontrolle mit einem Dauerschach: 0,5-0,5.

Kurz darauf endete auch Aljoschas Partie mit Weiß gegen Felix Blohberger. Dieser überraschte Aljoscha mit der Französischen Verteidigung, gegen die Aljoscha in der Abtauschvariante noch die seltene Idee 4.h3!? vorbereitet hatte. Allerdings war die Öffnung der Stellung mit 6.c4 gegen den schwarzen Aufbau verfrüht und so sah sich Aljoscha nach 6…Lb4+ einigen Probleme gegenüber. Vielleicht zu seinem Glück hatte Schwarz verschiedene interessante Ideen zur Verfügung und der Gewinn des c3-Bauerns war nicht die stärkste Fortsetzung. Anschließend konnte Aljoscha genügend Kompensation nachweisen und mit 16.d5 zumindest etwas Druck ausüben. Doch Felix Blohberger verteidigte sich korrekt und die Partie endete in der logischen Punkteteilung: 1-1.

Als nächstes zog Igor mit einem weiteren halben Punkt nach. In seiner Schwarzpartie gegen Alvar Alonso Rosell entstand schnell eine symmetrische Stellung, in der Igor überhaupt keine Probleme hatte. Möglicherweise stand er in der Endstellung sogar minimal angenehmer, aber der Remisschluss war durchaus verständlich: 1,5-1,5.

Dieser Friedfertigkeit schloss sich Bartosz mit Weiß gegen Pouya Idani an. In einer Caro-Kann-Abtauschvariante setze sein Gegner früh e5 durch und tauschte die Damen. Das entstandene Endspiel mit schwarzem Isolani bot anfangs noch leichten Vorteil für Bartosz, der sich jedoch schnell verflüchtigte, als der Isolani abgetauscht wurde. Folgerichtig wurde auch hier Remis vereinbart: 2-2.

Danach gerieten wir leider in Rückstand, als Monika in ein Mattnetz ihres Gegners Joseph Girel gelaufen war. Dieser hatte mit Schwarz die gleiche Variante wie Magnus Carlsen gespielt, der damit bei unserem Heimwochenende gegen Max Warmerdam gewonnen hatte. Anders als Max Warmerdam nahm Monika das Bauernopfer an und konnte sich so einen leichten Vorteil erspielen. Doch Joseph Girel spielte seine Kompensation stark aus und brachte Monika mit 22…Ld4+ in Schwierigkeiten, da 23.Kg2 an 23…Dxe2+!! mit einem gewinnbringenden Damenopfer gescheitert wäre. Stattdessen gab Monika den Bauern zurück, aber konnte das schwierige Endspiel anschließend nicht zusammenhalten: 2-3.

Trotzdem hatten wir noch Hoffnung auf einen Mannschaftspunkt, da Giso eine starke Partie gegen Michael Fedorovsky spielte. In der Eröffnung überraschte er seinen Gegner mit dem sogenannten Würfel 1.d4 d5 2.c4 c5!? und erlangte leichten Ausgleich. Im Verlauf des Mittelspiels wurde aus diesem Ausgleich sogar Vorteil und in gegenseitiger Zeitnot hoffte Michael Fedorovsky darauf, mit einer Kombination einen Bauern einzusammeln. Stattdessen wäre es objektiv besser gewesen, die leicht schlechtere Stellung zu verteidigen, denn seine Kombination hatte ein großes Loch, die Weiß eine Qualität hätte kosten sollen. Doch in Zeitnot übersah Giso leider ein kleines Detail und landete stattdessen in einem Endspiel mit Minusbauern. Das war zwar objektiv noch zu verteidigen, aber leider gelang Giso dies nicht: 2-4.

Ein Erfolgserlebnis konnten wir dann in der Schwarzpartie von Jonas gegen Jaime Santos Latasa verzeichnen. In einem Englischen Angriff der Najdorf-Variante wählte Jonas einen Aufbau mit …h5 und es entwickelte sich ein interessanter strategischer Schlagabtausch, aus dem sich ein Mittelspiel mit ungleichfarbigen Läufern und Schwerfiguren ergab. Um die weiße Königsstellung zu öffnen, opferte Jonas einen Bauern. Die dadurch nach der Zeitkontrolle entstandene Stellung versprach für Weiß trotz des Mehrbauerns keine Gewinnchancen und so wurde der Punkt geteilt: 2,5-4,5.

Abschließend kämpfte Johan noch eine ganze Weile um einen halben Zähler gegen Seyed Mohammad Amin Tabatabaei. Aus der Eröffnung heraus war er mit Weiß bereits früh unter Druck geraten, aber konnte sich bis 27…Sg7 zurück in die Partie kämpfen. An dieser Stelle wäre vermutlich 28.Sc1 angemessen gewesen, um den a2-Bauern zu verteidigen. Der stattdessen gewählte taktische Schlagabtausch hatte ein zentrales Problem in 33…Te7! Das folgende Endspiel mit Minusqualität hatte durchaus studienartigen Charakter, doch schließlich fand Schwarz eine Lösung, die Partie mit dem Rückopfer der Qualität auf f5 zu gewinnen. Möglicherweise konnte Johan die Partie vorher Remis halten, aber trivial war dies auf keinen Fall: 2,5-5,5.

Am Ende des Tages verloren wir das Match verdient, aber es gab trotzdem Grund zum Jubeln: Aufgrund des klaren Sieges der Schachfreunde Deizisau gegen den SV Mülheim Nord hielten wir auch ohne eigene Mannschaftspunkte die Klasse! Es galt also, die erfolgreiche Saison beim gemeinsamen Essen zu feiern und das Match am Sonntag gegen den SV Deggendorf als schönen Abschluss zu genießen.  

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Spielbericht 1. Bundesliga 15. Runde – Schlussrunde gegen den Gastgeber – von Aljoscha Feuerstack

Trotz der beiden vorausgegangen Niederlagen konnten wir den letzten Spieltag entspannt angehen, da der Klassenerhalt bereits gesichert war. Für unsere Gegner des gastgebenden SV Deggendorf war der Verbleib in der Liga noch nicht sichergestellt – zumindest theoretisch, denn Mühlheim hätte sie im Falle des sehr unwahrscheinlichen Sieges gegen Baden-Baden noch überholen können. Auf uns wartete eine sehr ausgeglichene Mannschaft aus acht starken und erfahrenen Großmeistern. Auf dem Papier waren wir damit leichter Underdog, vor allem an den hinteren Brettern.

Die erste beendete Partie war mein Kampf mit dem jungen bulgarischen Großmeister Martin Petrov an Brett 5.

In schneller Abfolge trudelten danach weitere Ergebnisse ein. An Brett 8 hatte es Martin mit dem serbischen Großmeister Nikola Sedlak zu tun, der noch vor wenigen Jahren über 2600 hatte. Martin erwischte leider nicht seinen besten Tag, was von so einem starken Gegner natürlich bestraft wird.

Bartosz spielte auf den ersten Blick eine solide Partie, aber bei genauerem Hinsehen gab einige bange Momente zu überstehen.

Frank bekam es mit dem serbischen GM Delchev zu tun, der in seinen besten Zeiten in der Top-50 der Welt war.

Wie Frank hatte unser Captain Benedict es ebenfalls mit der Sveshnikov-Variante zu tun, konnte aber mit Weiß gegen den serbischen GM Bogosavljevic keine Gewinnchancen kreieren und musste zwischenzeitlich eine schlechtere Stellung verteidigen. Wie wir es von ihm gewohnt sind, gelang ihm das aber souverän: Remis!

Mittlerweile war schon klar, dass wir den Kampf verlieren würden, da es auch bei unseren beiden Spitzenbrettern düster aussah.

Zum Abschluss noch ein positioneller Leckerbissen. Igor spielte eine lehrbuchartige Partie zum Thema guter gegen schlechten Läufer.

Die hohe 2,5-5,5-Niederlage zum Saisonabschluss wirkt etwas ernüchternd und führte dazu, dass unsere Gegner und weitere Mannschaften an uns vorbeizogen und uns auf den 12.Tabellenplatz verwiesen. Unserer Stimmung tat dies keinen merklichen Abbruch, denn unser Ziel hatten wir ja bereits erreicht und dürfen uns auf eine Neuauflage des Abenteuers 1.Bundesliga freuen!

Natürlich gelingt so ein Abenteuer nicht von allein und das Saisonende ist eine gute Gelegenheit, um den vielen Menschen zu danken, die es in dieser Form ermöglicht haben. Unsere Sponsoren Weissenhaus Chess Academy, SBR-net Consulting AG und Blue Ocean Business Software GmbH haben, zusammen mit zahllosen privaten Spender*innen, die nicht unerheblichen finanziellen Herausforderungen gestemmt. Nicht weniger wichtig sind die vielen Dinge, die es zu organisieren gilt. Ich möchte dem Abteilungsvorstand für seine unermüdliche Arbeit danken. Exemplarisch seien Oliver von Wersch und Alexandra Leib erwähnt, bei denen ich mir nicht ausmalen möchte, wie viel Zeit sie etwa für Pressearbeit aufgebracht haben. Auch außerhalb des Vorstands gab es viel Unterstützung aus der Abteilung, wie die vielen Helfer*innen bei unseren Heimwochenenden zeigten. Erfreulich und motivierend war zudem das große Interesse an unseren Kämpfen. Toll, dass einige aus der Abteilung sogar weite Wege zu unseren Auswärtsspielen auf sich genommen haben, um uns vor Ort zu unterstützen! Schließlich hatten wir mit Benedict Krause einen sehr kompetenten und engagierten Mannschaftsführer, dem ich ebenso danken möchte wie Sebastian Siebrecht, der im Hintergrund viele Fäden für uns gezogen hat.

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Spielbericht 1. Bundesliga – Runde 12 – Herzschlagfinale gegen die SF Deizisau

von Benedict Krause

Nach unserer deutlichen Niederlage am Vortag gegen die OSG Baden-Baden wollten wir uns in diesem richtungsweisenden Match gegen die SF Deizisau in eine gute Ausgangsposition vor dem finalen Wochenende der Schachbundesliga in Deggendorf bringen. Wie bei uns und bei vielen weiteren Mannschaften der Liga weilten einige starke Spieler bei der Europameisterschaft, weshalb sich an den ersten vier Brettern ein nominell ausgeglichenes Match ergab. Aber Deizisau hat als Top-Mannschaft einen sehr ausgewogenen Kader und die Spieler Rustem Dautov, Alexander Graf, Michal Krasenkow und Zdenko Kozul an den Brettern 5 bis 8 hatten allesamt schon eine Elozahl jenseits der 2630. Wir benötigten also die eine oder andere Überraschung, um mithalten zu können, aber die Aussicht auf den vorzeitigen Klassenerhalt motivierte uns natürlich besonders:

Im Gegensatz zum Vortag, als meine Partie am längsten dauerte, war ich am Sonntag als erster Spieler unseres Teams bei den Fans im Analyseraum, um die Matchsituation zu diskutieren. Das lag allerdings nicht an einem Kurzremis, sondern an den vielen langen Partien, die sich in diesem umkämpften Match abspielten. In meiner Schwarzpartie versuchte mein Gegner Alexander Graf in einer aktuell häufig diskutierten Anti-Grünfeld-Variante, einen leichten Vorteil zu erlangen. Aber ich konnte die Initiative nach und nach neutralisieren, bis ein remises Bauernendspiel auf dem Brett stand: 0,5-0,5.

In Führung brachte uns dann Bartosz mit einer brillanten Weißpartie gegen Jules Moussard. Dieser wählte eine bei Top-Spielern beliebte Remisvariante. Bartosz baute aber nach und nach immer mehr Druck auf, sodass sich Jules Moussard dem taktischen Überfall auf seinen in der Mitte gebliebenen König hilflos gegenüber sah. Bartosz vollendete souverän und brachte uns erstmals in Führung: 1,5-0,5.

Anschließend hielt auch Martin mit Schwarz gegen Zdenko Kozul an Brett 8 überzeugend das Remis. Martin war gut aus der Eröffnung gekommen und hätte mit beispielsweise 14…a5 schon das Heft des Handelns in die Hand nehmen können. In der Partie tauschte er stattdessen kurz darauf in eine Stellung mit ungleichfarbigen Läufern ab, in der Weiß jedoch einen Bauern gewinnen konnte. Zdenko Kozul gelang es hierbei jedoch nicht, relevantes Material auf dem Brett zu lassen. Ohne Schwerfiguren und nur mit ungleichfarbigen Läufern hatte Martin keine Mühe, das Remis über die Bühne zu bringen: 2-1.

Mit dem Ende der nächsten beiden Partien verwandelte sich unsere Führung in einen Rückstand, der uns jedoch nicht aus der Ruhe brachte. Zunächst verlor Johan Sebastian mit Schwarz gegen Tamas Banusz. In einem interessanten Londoner System stand Weiß immer etwas angenehmer, aber mit 22…Dd6 unterlief Johan-Sebastian ein folgenschwerer Fehler. Eventuell sah er nach 23.e5 fxe5 nur die Antwort 24.Sxe5, nach der Schwarz in Ordnung steht. Tamas Banusz spielte jedoch 24.dxe5, transferierte einen Springer nach f6 und gewann eine mustergültige Partie: 2-2.

Für unseren Rückstand sorgte dann Abhijeet Gupta mit Weiß gegen Igor. Igor hatte mit Schwarz einen Isolani und daher aus der Eröffnung heraus einen leichten Nachteil, der sich durch das gesamte Mittelspiel zog. Im Übergang ins Endspiel verdichtete sich dieser Nachteil in eine Verluststellung. Urplötzlich gab Abhijeet Gupta Igor eine Chance, zurück in die Partie zu kommen, die jedoch ungenutzt blieb. Das anschließende Endspiel bot dann leider keine Remischancen mehr: 2-3.

Eine komplizierte Partie spielte auch Frank an Brett 7 mit Weiß gegen Michal Krasenkow. Dieser wählte einen riskanten Aufbau mit …g6 und …c6, gegen den Frank eine angenehme Stellung erhielt. Schwarz glich die Stellung zwar zunächst aus, aber geriet nach einem ungünstigen Manöver im Zentrum erneut in Nachteil. Leider sah Frank den entscheidenden Zug 26.c6!, der zu einer vorteilhaften Stellung geführt hätte, nicht, sodass die Partie in ein ausgeglichenes Endspiel mündete. In diesem musste Frank zwar noch eine Weile aufpassen, was ihm aber problemlos gelang: 2,5-3,5.

Trotz dieses Rückstandes hatten wir unsere Hoffnung auf Mannschaftspunkte noch nicht verloren. Einer der beiden Gründe bestand in der Partie von David gegen die ehemalige Nummer 4 der Weltrangliste Gata Kamsky. Doch an diesem Tag übernahm David mit Weiß früh das Kommando. Gata Kamsky opferte in einem Spanier mit …b3 einen Bauern, um das Läuferpaar zu erhalten, aber dieses zielte trotz der Öffnung des Zentrums zunächst ins Leere. David verwertete die Stellung jedoch nicht optimal und gab den Bauern für ein leicht angenehmeres Endspiel zurück. Dieses spielte er wiederum mustergültig und lies seinem Gegner keine Chance, zurück in die Partie zu kommen: 3,5-3,5.

Für das Herzschlagfinale in diesem Match sorgte dann unser langjähriger Stammspieler Aljoscha. In seiner Weißpartie hatte er Rustem Dautov im Panow-Angriff der Caro-Kann-Verteidigung früh mit 6.c5 und 7.Lb5+ überrascht. Im Anschluss entwickelte sich das für dieses Manöver typische Spiel, bei dem Weiß am Damenflügel dominiert, während Schwarz den Vormarsch am Königsflügel sucht. Genau im richtigen Moment opferte Aljoscha dann die Qualität auf e6, sammelte den d5-Bauern ein und wich einer Zugwiederholung aus. Im Anschluss konnte er noch vor der Zeitkontrolle in ein Endspiel mit Springer und sechs Bauern gegen Turm und drei Bauern abtauschen. Die Engine zeigte hier eine fast gewonnene Stellung an, die am Brett aber schwierig zu verwerten war. In einer dramatischen zweiten Zeitnotphase wechselte das Pendel zwischen siegbringendem Vorteil und Ausgleich hin und her. Zur Freude der Heimfans erreichte Aljoscha schlussendlich eine Gewinnstellung und seinem Gegner blieb nur die Aufgabe: 4,5-3,5!

Jubel brandete im Turniersaal auf und die gesamte Mannschaft sowie Fangemeinde konnten sich freuen. Denn dieser Sieg sorgt nicht nur für 2 Mannschaftspunkte, sondern sorgt auch für den so gut wie sicheren Klassenerhalt in der Schachbundesliga. Damit uns hier noch etwas in die Quere kommt, müssten einige Top-Teams gegen Abstiegskandidaten straucheln und wir dürften zudem auch nicht mehr punkten. Alles sehr unwahrscheinlich, aber trotzdem werden wir in Deggendorf als Team alles geben, um dann auch rechnerisch den Verbleib in Liga 1 klar zu machen. Bis dahin verabschiede ich mich von euch und hoffe, dass ich viele St. Paulianer in Deggendorf wiedersehe!

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Spielbericht 1. Bundesliga – Runde 11 –Niederlage gegen die OSG Baden-Baden im Millerntor

von Benedict Krause

Am vergangenen Wochenende war es endlich so weit: Unser Heimspieldebüt im Millerntorstadion stand an. Mit uns, dem SV Werder Bremen, der OSG Baden-Baden, den SF Deizisau, dem HSK, dem FC Bayern München und dem SV Deggendorf waren über die zwei Tage insgesamt 7 Mannschaften im Millerntor zu Gast, sodass es für die Zuschauer an jedem Tag 24 Partien zum Anschauen gab. Die Vorbereitung begann wie so oft jedoch bereits weit im Voraus, da ein großes Heimspielwochenende immer auch eine Menge Organisationsaufwand mit sich bringt. Viele der Helfer waren bereits Freitag vor Ort und auch am Samstag und Sonntag konnten wir auf zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus unserer Schachabteilung zählen. Vielen Dank an euch! Auf diese Weise konnten wir am Wochenende Catering, eine Live-Kommentierung, einen Analysebereich und einen Merchandising-Stand anbieten, der von den Besuchern sehr gut angenommen wurde. Der einzige kleine Dämpfer bestand darin, dass Magnus Carlsen es aufgrund seiner Reisepläne am Wochenende nicht nach Hamburg schaffte, aber diese Nachricht bremste die Motivation aller Beteiligten höchstens kurzzeitig aus.

Am Samstag stand dann unser erstes Match des Wochenendes gegen die OSG Baden-Baden an, bei denen wir damit rechneten, dass die ersten vier Spieler ihres Kaders nicht vor Ort sein würden. Damit lagen wir zwar richtig, aber mit Vincent Keymer, Maxime Vachier-Lagrave und Richard Rapport saßen dann trotzdem drei Weltklassespieler an den Brettern 1-3. Und auch die weiteren Spieler unserer Gegner konnten sich durchaus sehen lassen. Trotzdem hielten wir lange Zeit gut mit, aber der Reihe nach:

Nach etwa 2 Stunden endete die Partie zwischen Johan-Sebastian Christiansen und Maxime Vachier-Lagrave. In einem Rossolimo-Sizilianer konnte Johan-Sebastian seinen Gegner überraschen und ein leicht besseres Endspiel erreichen. Aber Maxime Vachier-Lagrave zeigte seine Klasse und führte das Endspiel problemlos in den Remishafen: 0,5-0,5.

Anschließend einigte sich Aljoscha in seiner Schwarzpartie gegen Etienne Bacrot auf ein Remis. Weiß spielte einen Sizilianer mit Doppelfianchetto und Damentausch, der jedoch wenig Gefahr ausstrahlte. Zwischendurch hätte Aljoscha sogar kurzzeitig das Kommando übernehmen können, aber verständlicherweise wählte er die forcierte Fortsetzung, die kurz darauf in einer Zugwiederholung endete: 1-1.

Bis hierhin lief es für uns sehr erfreulich, aber jetzt setzte sich nach und nach die Klasse unserer gegnerischen Spitzenspieler durch: Frank wurde von Sergei Movsesian in der sizilianischen Taimanov-Variante mit einem Bauernopfer überrascht, das aus meiner Sicht sehr gefährlich wirkte. Doch anschließend spielte Movsesian etwas sorglos und gab seinen Vorteil wieder her. Die entstandene Stellung war jedoch keinesfalls einfach zu halten und nach einem Fehltritt von Frank in Zeitnot konnte sein Gegner zum entscheidenden Angriff ansetzen: 1-2.

Kurz darauf musste sich auch Martin Voigt seinem jungen Gegner Bennet Hagner geschlagen geben. In der Eröffnung konnte Martin eine Überraschung anbringen, die ihn zu einem Vorteil im Mittelspiel verhalf. Doch nachdem er den falschen Plan wählte, spielte Bennet Hagner stark auf und übernahm Schritt für Schritt die Kontrolle. Noch vor der Zeitkontrolle war dann leider aus unserer Sicht nichts mehr zu retten: 1-3.

Gegen Vincent Keymer war für unser sympathische Spitzenbrett David Howell mit den schwarzen Steinen an diesem Tag leider kein Kraut gewachsen. Nach einem abgelehntem Damengambit war der weiße Vorteil noch überschaubar, doch anschließend überspielte Vincent Keymer David Schritt für Schritt. 21…c5 war eine verständliche Entscheidung, um sich irgendwie Gegenspiel zu sichern, aber die schwachen Bauern erwiesen sich als zu große Hypothek: 1-4.

Leider folgten auch nach der Zeitkontrolle keine guten Nachrichten für unser Team. Nikita Vitiugov hatte nach der Eröffnung mit dem starken Zug 11…b5 direkt ausgeglichen und auch anschließend wenig Probleme in der Stellung. Das Gleiche galt eigentlich auch für Igor, aber um den Zug 30 entglitt ihm die Stellung in Zeitnot langsam, aber sicher. Solche Ungenauigkeiten nutzen Spieler wie Nikita Vitiugov gnadenlos aus und diese Partie war keine Ausnahme: Kurz nach der Zeitkontrolle musste Igor seinem Gegner zum Sieg gratulieren: 1-5.

Auch unsere Vereinslegende Bartosz vermochte an diesem Tag nichts gegen die geballte Kompetenz seines Gegners auszusetzen. Bereits in der Englischen Eröffnung lief etwas schief, sodass Richard Rapport mit einem klaren Vorteil ins Mittelspiel ging. Doch Bartosz kämpfte sich zurück und hätte an einer Stelle sogar ausgleichen können. Mit wenig Zeit sah er diese Gelegenheit jedoch nicht und geriet anschließend auf die Verliererstraße: 1-6.

Als letztes hatte ich die Gelegenheit, das Mannschaftsergebnis noch etwas nach oben zu korrigieren. Ich hatte die Eröffnung relativ ruhig angelegt, doch trotzdem schaffte es Alexei Shirov, mich mit voranschreitender Partiedauer in einem Damenendspiel etwas unter Druck zu setzen. Doch ich hielt den Laden sicher zusammen und hatte in der Endstellung sogar die angenehmere Seite vom Remis. Ich war jedoch froh, den halben Punkt mitzunehmen und mich anschließend auf das wichtige Match am Folgetag zu konzentrieren.

Den Abend ließen wir noch mit einem Dinner im Stadion ausklingen, bevor wir uns anschließend auf den Weg zum gegenüberliegenden Hotel machten, um uns auf unsere Gegner von den SF Deizisau am nächsten Tag vorzubereiten.

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Spielbericht 1. Bundesliga – Runde 10 – Spannendes 4-4 gegen den direkten Konkurrenten SK Kirchweyhe (Update mit kommentierten Partien)

von Benedict Krause

Nachdem wir am Vortag einen knappen aber verdienten Sieg gegen den SV Mülheim Nord einfahren konnten, stand am Sonntag ein fast ebenso wichtiges Match gegen den SK Kirchweyhe an. Auf dem Papier waren unsere Gegner leicht favorisiert, aber im Abstiegskampf zählt jeder Punkt, weshalb wir optimistisch in den Wettkampf gingen.

Die einzige relativ ereignislose Partie wurde von Peter Heine und Borki Predojevic gespielt. In einem Katalanen konnte Schwarz problemlos ausgleichen, aber zeigte im Anschluss auch keine großen Anstalten, mehr aus der Stellung herauszuholen: 0,5-0,5.

Wie bereits am Vortag durfte ich erneut neben Aljoscha spielen und mir ein sehr interessantes Abspiel in der Aljechin-Verteidigung anschauen. Aljoscha setzte seine Bauern früh in Bewegung, um die schwarzen Leichtfiguren zurückzudrängen. Doch als er in der Folge nicht die richtige Fortsetzung fand, glich Robert Markus aus. Damit ist jedoch nicht die ganze Geschichte der Partie erzählt, denn für den geopferten Bauern besaß Aljoscha im Gegenzug einen Freibauern auf a7. Die Stellung war für Robert Markus scheinbar schwieriger zu spielen, sodass Aljoscha mit seinen beiden Türmen und dem schwarzfeldrigen Läufer eine gefährliche Initiative entwickelte. Diese endete allerdings in einer Zugwiederholung, da Aljoscha die beste Fortsetzung nicht korrekt einschätzte: 1-1.

Eine typische Königsindisch-Partie konnten die Zuschauer zwischen Monika Socko und Zoran Jovanovic beobachten. Während Schwarz einen Angriff am Königsflügel startete, übte Monika am Damenflügel großen Druck auf die schwarze Stellung aus. Gefühlt abwechselnd sah die Engine hier Monika und ihren Gegner im Vorteil. In der finalen Stellung hätte ich etwas lieber Schwarz gehabt, aber ein Blick auf die Mimik der beiden verriet, dass niemand mit dem Remis unzufrieden war: 1,5-1,5.

Im Vergleich war die Partie von Bartosz etwas ruhiger, aber nicht weniger kompliziert. In einem sehr ungewöhnlichen Spanisch-Abspiel entschied sich Bartosz früh, seine Bauernstruktur zu schwächen und in ein damenloses Mittelspiel überzuleiten. Auf den ersten Blick sah die weiße Stellung angenehmer aus, doch Bartosz hielt den Laden zusammen und konnte im Übergang ins Endspiel sogar einen Bauern einsammeln, aber das Turmendspiel mit Mehrbauer war trotzdem nicht zu gewinnen: 2-2.

Anschließend gerieten wir leider in Rückstand. Jonah hatte sich in einem unklaren Sizilianisch-Abspiel lange Zeit gut behauptet und ausreichendes Gegenspiel erhalten. Doch im Anschluss an ein Bauernopfer von Jonah fand sein Gegner Aleksandar Kovacevic einen besseren Plan und setze schließlich zu einem hübschen Mattangriff an: 2-3.

Der Rückstand währte jedoch nur kurz, da sich Jonas in einem Rossolimo-Sizilianer beeindruckend durchsetze. Seine Stellung sah immer etwas angenehmer aus und die schwarze Bauernstruktur von Ivan Saric erwies sich einfach als etwas schwächer. Das Einsammeln eines vergifteten Bauern führte dann zu einem Mattangriff für Jonas, den er sich nicht mehr nehmen ließ: 3-3.

Schließlich liefen nur noch die zwei Partien von Igor und mir. Das erfreuliche zuerst: Igor wurde in einer Caro-Kann-Variante mit Damentausch ausvorbereitet, wodurch sich sein Gegner Denis Kadric einen kleinen Vorteil erspielte. Doch Igor zeigte im Anschluss ein besseres Verständnis für die Stellung und erarbeitete sich leichten Druck. Kurz vor der Zeitkontrolle wurde dieser leichte Druck zu klarem Vorteil und später zu einem gewonnenen Endspiel mit Springer gegen Läufer: 4-3!

Die Geschichte meiner Schwarzpartie gegen Hrvoje Stevic ist eigentlich schnell erzählt. In einem Alapin-Sizilianer war ich etwas besser vorbereitet als mein Gegner und dem Ausgleich durchgehend sehr nahe. Er fand jedoch einige kleinere Ressourcen, die die Partie am Leben hielten. Spätestens nach der Zeitkontrolle hätte die Partie jedoch Remis enden sollen: Ich hatte ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit Minusbauern erreicht. Doch plötzlich sah ich Gespenster und machte mehrere kleine Fehler, die schließlich in einer Verluststellung gipfelten, die sich mein Gegner nicht mehr nehmen ließ: 4-4.

Auf der einen Seite ein sehr wichtiger Punkt im Abstiegskampf, auf der anderen Seite wären auch zwei Mannschaftspunkte möglich gewesen. Insgesamt konnten wir aber trotzdem frohen Mutes mit 8 Mannschaftspunkten und einem soliden 8. Platz in der Tabelle die unterhaltsame Heimreise nach Hamburg antreten. Wie wir uns in den nächsten Heim-Wettkämpfen gegen die OSG Baden-Baden und die SF Deizisau geschlagen haben, könnt ihr in den folgenden Berichten nachlesen.

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