Autorenname: Frank Sawatzki

Spielbericht 1. Bundesliga: knapper Sieg im Derby gegen den HSK

FC St. Pauli – Hamburger SK

Bericht und Partiekommentare von Benedict Krause

Am vergangenen Sonntag, dem 02.02.2025, kam es zum lang ersehnten Derby gegen den Hamburger SK. Während wir in der zweiten Bundesliga schon einige heiße Duelle mit der Zweitvertretung unserer Gegner ausfechten durften, war die Begegnung in der Bundesliga Neuland für uns. Nominell war der HSK leicht favorisiert: Neben den ausgeglichenen ersten vier Brettern konnten sie an den hinteren vier Brettern Elo-Vorteile verbuchen. Doch in so einem Derby entscheiden natürlich noch andere Faktoren über den Sieg und es ging gleich mit einem Knall los:

Martin spielte gegen Dirk Sebastian einen Rossolimo-Sizilianer, in dem Weiß einen Bauern opferte. Bis 15… Lf6 folgten die beiden unter anderem einer Partie von Fabiano Caruana gegen Magnus Carlsen, die Remis endete. Mit dem folgenden Damenschwenk schüttete Martin dann Öl ins Feuer. Doch anstatt den Vorteil auf seine Seite zu ziehen, fand sich Dirk Sebastian kurze Zeit später in einem Mattnetz wieder.

Mit dieser Führung im Rücken konnten wir bald weitere halbe Punkte verzeichnen. Zunächst endete die Partie von Rasmus Svane gegen Johan-Sebastian an Brett 1 Remis. Johan-Sebastian überraschte Rasmus in der Eröffnung und schien anschließend ausgeglichen zu haben. Doch gerade als Rasmus leichten Druck erhalten hatte, bot er eventuell auch aufgrund seiner niedrigen Zeit Remis an, das natürlich nicht abgelehnt wurde.

Auch Nikolas Lubbe und Jonah brauchten nicht allzu viel länger, um sich auf das Remis zu einigen. Die Eröffnung lief für Jonah nach einer guten Vorbereitung erfolgreich, sodass er mit Schwarz nach 20 Zügen etwas besser stand. Das Remisangebot war aufgrund des starken Gegners und der guten Matchsituation aber durchaus verständlich. Neuer Zwischenstand also 2:1 für St. Pauli.

Anschließend einigten sich Robert Kempinski und Bartosz auf Remis. Mir gefiel die Partieanlage und das schnelle Spiel von Bartosz gut, bis sein Gegner mit d4-d5 im Zentrum durchbrach und sehr aktive Figuren erhielt. Doch von außen konnte ich keine konkreten Drohungen gegen die Königsstellung von Bartosz erkennen. Das ging Robert Kempinski mit wenig Zeit vermutlich genauso, weshalb er einer dreifachen Stellungswiederholung zustimmte. Im Nachhinein ist man meist schlauer und tatsächlich hätte Weiß einige aktive Möglichkeiten gehabt.

Den Verlauf der Partie zwischen Igor und Gabor Papp im Nachhinein zu analysieren, ist hingegen gar nicht so leicht. Im Mittelspiel opferte Gabor Papp einen Bauern, doch anstatt ihn mit Ausgleich zurückzugewinnen, ließ er ihn auf dem Brett. Daher sah ich Igor leicht im Vorteil. Anschließend spielte er das interessante Manöver Sc3-d1-Se3, um den Springer über g4 in den Angriff zu bringen. Doch gerade, als Schwarz ihm hierzu die Möglichkeit gab, akzeptierte Igor das Remisangebot. Vielleicht hatte er nach dem möglichen Damentausch übersehen, dass sein Mehrbauer am Leben bleibt. Ich kann leider nur spekulieren, da Igor schon auf dem Heimweg war, als meine Partie endete. Neuer Zwischenstand: 3:2.

Nach der Zeitkontrolle liefen also noch die Partien von Marc’Andria gegen Niclas Huschenbeth, von Jonas Lampert gegen mich und von Monika gegen Leonardo Costa. Hierbei sah es insgesamt vielversprechend aus, denn sowohl Marc’Andria als auch Monika standen besser, während nur meine Verteidigungsaufgabe zumindest anspruchsvoll zu sein schien.

Monikas leichter Vorteil, den sie sich in einem starken Mittelspiel erarbeitet hatte, verflachte in einem Turm-Springer-Endspiel leider, wobei das Remis natürlich in jedem Fall weiterhalf.

Dann machte Marc‘Andria alles klar. Er behielt in einer Russisch-Variante immer minimalen Druck und konnte diesen in gegenseitiger Zeitnot in etwas Zählbares ummünzen. Nachdem er mit seinem Turm in die schwarze Stellung eindrang, war diese nicht mehr zu halten. Damit stand der Matchsieg also fest und zumindest gedämpfter Jubel brandete auf.

Neben der Freude über den Matchsieg war ich erleichtert, dass meine nahezu sechs Stunden dauernde Verteidigungsschlacht nicht mehr über die Anzahl der Mannschaftspunkte entscheiden sollte. Schlussendlich fand Jonas Lampert den richtigen Gewinnweg, sodass ich ihm zum Ehrentreffer gratulieren musste. Das hielt uns aber nicht davon ab, die Partie noch eine halbe Stunde gemeinsam mit unter anderem Konstantin Peyrer und Dirk Sebastian zu analysieren, während die Abbauarbeiten bereits begannen. Abschließend noch eine hübsche Verteidigungsressource, die ich mit 30 Sekunden am Brett leider nicht mehr gesehen habe:

Dieser knappe Derbysieg katapultiert uns in der Tabelle wieder ins Mittelfeld, wobei die Plätze 8 bis 15 so eng zusammenstehen, dass noch jeder Mannschaftspunkt wichtig werden wird. Weiter geht es dann am 22. und 23. Februar gegen den SV Mülheim Nord und den SK Kirchweyhe in Bremen.

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Schachbundesliga: Sonntag, 12.01.: FC St. Pauli – Düsseldorf

Bericht und Partiekommentare von Aljoscha Feuerstack

Der Düsseldorfer SK ist der große Meisterfavorit in dieser Saison. Obwohl die ersten fünf ihrer Setzliste nicht dabei waren, stand uns ein schwerer Kampf bevor: an sechs der acht Bretter hatten die Spieler um Mäzen Wadim Rosenstein den Elovorteil auf ihrer Seite. Dessen ungeachtet entwickelte sich ein enger Kampf. Nach rund drei Stunden Spielzeit trudelte das erste Ergebnis ein: Remis an Brett zwei zwischen Anish Giri und David Howell. David hatte sich nicht von Giris ungewöhnlicher Eröffnung beeindrucken lassen und stand in der Schlussstellung sogar bereits etwas angenehmer. Ebenfalls nichts anbrennen ließ Peter Heine Nielsen an Brett sieben gegen Jan Gustafsson: Ein ereignisloses Remis nach 21 Zügen im angenommenen Damengambit.
Spannender gestaltete sich der Kampf am ersten Brett, das naturgemäß die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog: Der beste Spieler der Welt gegen die aktuelle Nr. 1 der chinesischen Rangliste! Gegen die gegnerische Najdorf-Variante im Sizilianer entschied sich Magnus für das seltene 6.a4 – wer unsere Bundesligakämpfe genau verfolgt hat, könnte sich an meine Erstrundenpartie erinnert gefühlt haben. Leider erwies sich Wei Yi als sehr gut vorbereitet.


Marc’Andria trug ebenfalls ein solides Remis, wobei es an einer Stelle eine bemerkenswerte Chance auf Vorteil gab:


…und plötzlich hieß es: Führung für St. Pauli! Das sorgte für einige Verwirrung vor Ort, denn so richtig gut standen wir an keinem der verbliebenen Bretter. Bald klärte sich auf, dass Bartosz Socko von einem groben Schnitzer seines Gegners profitiert hatte:


Das nächste Ergebnis trudelte an Brett 4 ein. Hier hatte es Jonas Bjerre mit Schwarz mit Jorden van Foreest zu tun, der in dem für ihn typischen Stil die Eröffnung mit einem leichten Twist behandelte. Jonas erhielt trotzdem eine gute Stellung, wählte dann im frühen Mittelspiel aber einen falschen Plan:


Es blieb also spannend, die letzten beiden Bretter würden das Ergebnis entscheiden. Keine Sorgen machte ich mir um unseren Mannschaftkapitän Benedict, der an Brett 8 einmal mehr bewies, wie gut er darin ist, eine leicht schlechtere Stellung geduldig zusammenzuhalten.
Nervenaufreibender war das Geschehen an Brett 3. Nach einer interessanten Eröffnungsidee verpasste Johan-Sebastian den Weg zum Vorteil und musste in der Folge zunächst eine leicht schlechtere, dann klar schlechtere und an einer Stelle sogar verlorene Stellung zusammenhalten. Das gelang ihm aber gut und kurz vor der Zeitkontrolle stand es so:


Ein denkbar knapper Verlust also. Mit ein bisschen Fantasie wäre mehr drin gewesen, aber auch ein 3,5-4,5 ist gegen so eine starke Mannschaft ein beachtliches Ergebnis.

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Schachbundesliga: Samstag, 11.01.: FC St. Pauli – SG Solingen

Bericht und Partiekommentare von Benedict Krause

Am Samstag, den 11. Januar, war es so weit: Magnus Carlsen saß gegen die SG Solingen das erste Mal für uns am Brett. Aber dieses Event begann nicht mit dem Start der Partien am Samstag, sondern weit vorher mit den Planungen für das Wochenende. Nach der Zusage von Magnus machten sich zahlreiche Mitglieder unseres Vereins unter anderem an die Organisation der Liveübertragungen, des Ticketverkaufs, des Caterings, der Kommunikation mit Presseteams und des Meet and Greets am Sonntag. Das Produkt dieser wochenlangen Anstrengungen konnte sich aber durchaus sehen lassen, als die Spieler, Organisatoren, Betreuer, Zuschauer und Kamerateams am Samstag das Brahms Kontor in Hamburg betraten. Für mich als Mannschaftskapitän ging es an diesem Tag aber ausnahmsweise nicht darum, selbst Punkte für die Mannschaft zu sammeln, sondern gemeinsam mit Fiona Steil-Antoni im Livestream auf dem YouTube-Hauptkanal des FC St. Pauli die Partien unserer Mannschaft zu kommentieren. Doch auch dort war noch eine gewisse Anspannung vorhanden, die sich jedoch schnell legen sollte, nachdem der Wettkampf für uns gut begann:

Den Anfang machte Magnus an Brett 1 mit Schwarz gegen das niederländische Talent Max Warmerdam. Nachdem er sich zunächst mehr als 5 Minuten für seine Antwort auf den Zug 1.c4 Zeit nahm, folgten die weiteren Züge deutlich schneller und es wurde klar, dass er mit Zugumstellung einen Königsinder gegen den g3-Aufbau seines Gegners angestrebt hatte. Dort wählte Magnus einen riskanten Vorstoß im Zentrum, nach dem Weiß eine vorteilhafte, aber zweischneidige Stellung hätte erreichen können. Vielleicht begründet durch eine Fehleinschätzung oder durch den Respekt vor dem namenhaften Gegner zog sich Max Warmerdam jedoch passiv zurück und wurde in der Folge zielstrebig auf dem Brett und auf der Uhr von Magnus überspielt.

Diese überzeugende Leistung brachte uns mit 1-0 in Führung und sorgte für Rückenwind, der im weiteren Verlauf auch in den restlichen Partien sichtbar wurde: Als nächstes gewann Peter Heine Nielsen seine Schwarzpartie gegen Alexander Krastev. Nach mehreren Jahren ohne Turnierpartie war ihm die Nervosität durchaus anzumerken, aber er machte seine Sache mehr als souverän. Objektiv konnte Weiß lange Zeit eine etwas bessere Stellung verbuchen, aber ein Plan zur Umsetzung dieses Vorteils war nicht leicht auszumachen. Als Alexander Krastev dann aktiv wurde, konterte Peter Heine ihn aus und gewann mit einem Trick entscheidendes Material zur 2-0 Führung.

Anschließend sorgte Aljoscha mit einem Weißremis gegen Alexander Naumann für einen weiteren halben Punkt. In einer soliden Schottisch-Variante wurden früh die Damen getauscht und die Stellung blieb anschließend bis zum Friedensschluss im 25. Zug im Gleichgewicht.

Schottisch kam auch bei der Partie meines langjährigen Teamkollegen Bartosz Socko gegen Surya Shekhar Ganguly aufs Brett. Seine Stellung schien früh aussichtsreich zu sein und als er die Stellung mit dem aktiven Zug f5! öffnete, sammelte er noch vor der Zeitkontrolle eine Figur ein. Sein Gegner wehrte sich zwar anschließend noch eine ganze Weile, aber Bartosz ließ an dem Ergebnis der Partie keine Zweifel mehr aufkommen, sodass wir mit 3,5-0,5 in Führung gingen.

Den Mannschaftssieg brachte uns dann der überzeugende Weißsieg von Jonas Bjerre gegen seinen dänischen Freund Mads Andersen. In einem Spanier spielte sich Jonas einen kleinen Vorteil heraus, den er in einer langen Partie erst in einen Mehrbauern und anschließend in einen vollen Punkt verwerten konnte. Wer von den Lesern selbst gerne Spanisch spielt, sollte sich diese Partie auf jeden Fall näher anschauen, denn einige Manöver sind sehr instruktiv.

Es blieben also noch drei weitere Partien, die über die Höhe unseres Sieges entscheiden würden. Hierbei endete zunächst das Turmendspiel von Marc’Andria gegen Loek van Wely. In der Eröffnung zeigte Marc’Andria eine hervorragende Vorbereitung und erkämpfte sich mit Schwarz direkt eine leichte Initiative. Nach einer gegenseitigen Zeitnot zeichnete sich dann ein Turmendspiel mit Mehrbauern ab, das für Loek van Wely sehr unangenehm zu sein schien. Doch möglicherweise verpasste unser Spieler mit 45…g5!? eine gute Gewinnchance und musste sich anschließend der präzisen Verteidigung seines Gegners beugen.

Eine Partie, in der wir uns früh Sorgen machen mussten, schien die von Johan-Sebastian zu sein. Markus Ragger setzte den schwarzen König mit g4 und h4 unter Druck, was Johan-Sebastian zu einer schwierigen Verteidigungsaufgabe zwang. Diese bewältigte er allerdings souverän und nach der Zeitkontrolle konnte er die Partie mit einem schönen Qualitätsopfer retten. Dass hier sogar kurzzeitig mehr drin war, konnten er und die Mannschaft daher gut verkraften.

Die letzte Partie des Wettkampfes spielte sich zwischen David und Erwin L’Ami ab. Wie David uns am nächsten Tag noch berichtete, tat er sich bereits in der Vergangenheit sehr schwer gegen seinen Gegner. Leider sollte dieser Tag keine Ausnahme sein, auch wenn er mit leichtem Vorteil aus der Eröffnung kam. Bei der Suche nach einem Plan verbrauchte er jedoch zu viel Zeit. Als Erwin L’Ami dann eine Qualität opferte, konnte David die Stellung leider nicht mehr zusammenhalten. Er kämpfte zwar noch lange weiter, aber die Niederlage war nicht mehr zu verhindern.

Insgesamt konnten wir damit einen 5,5-2,5 Sieg einfahren, der im Kampf um den Klassenerhalt besonders wichtig sein wird. Beim gemeinsamen Abendessen mit Spielern und weiteren Vereinsmitgliedern schauten wir also erwartungsvoll auf den nächsten Tag, der für uns ein Spitzenduell mit dem Meisterschaftsfavoriten um Wei Yi und den Bundestrainer Jan Gustafsson bereithalten sollte.

Alle kommentierten Partien: https://lichess.org/study/nZXbgIzR/AKXFJF4U

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Schachlicher Rückblick auf das Bundesligawochende mit Magnus

Nach einem gewaltigen Medienecho folgt nun der schachliche Rückblick. Aljoscha und Bene haben jeweils live kommentiert und dazu passend einen Bericht mit vielen Partien zum Nachspielen verfasst. Vielen Dank dafür!

Wie zuletzt habe ich zu den Partien ein paar Aufgaben bei Lichess erstellt, die man hier findet: https://lichess.org/study/jdHmDFMg/K1sTmJil (am besten im Browser). Aufgaben und Analysen ergänzen sich überwiegend.

Alle von Aljoscha und Bene kommentierten Partien findet ihr außerdem hier: https://lichess.org/study/nZXbgIzR/AKXFJF4U

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