Autorenname: Frank Sawatzki

Schachbundesliga: Sonntag, 12.01.: FC St. Pauli – Düsseldorf

Bericht und Partiekommentare von Aljoscha Feuerstack

Der Düsseldorfer SK ist der große Meisterfavorit in dieser Saison. Obwohl die ersten fünf ihrer Setzliste nicht dabei waren, stand uns ein schwerer Kampf bevor: an sechs der acht Bretter hatten die Spieler um Mäzen Wadim Rosenstein den Elovorteil auf ihrer Seite. Dessen ungeachtet entwickelte sich ein enger Kampf. Nach rund drei Stunden Spielzeit trudelte das erste Ergebnis ein: Remis an Brett zwei zwischen Anish Giri und David Howell. David hatte sich nicht von Giris ungewöhnlicher Eröffnung beeindrucken lassen und stand in der Schlussstellung sogar bereits etwas angenehmer. Ebenfalls nichts anbrennen ließ Peter Heine Nielsen an Brett sieben gegen Jan Gustafsson: Ein ereignisloses Remis nach 21 Zügen im angenommenen Damengambit.
Spannender gestaltete sich der Kampf am ersten Brett, das naturgemäß die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog: Der beste Spieler der Welt gegen die aktuelle Nr. 1 der chinesischen Rangliste! Gegen die gegnerische Najdorf-Variante im Sizilianer entschied sich Magnus für das seltene 6.a4 – wer unsere Bundesligakämpfe genau verfolgt hat, könnte sich an meine Erstrundenpartie erinnert gefühlt haben. Leider erwies sich Wei Yi als sehr gut vorbereitet.


Marc’Andria trug ebenfalls ein solides Remis, wobei es an einer Stelle eine bemerkenswerte Chance auf Vorteil gab:


…und plötzlich hieß es: Führung für St. Pauli! Das sorgte für einige Verwirrung vor Ort, denn so richtig gut standen wir an keinem der verbliebenen Bretter. Bald klärte sich auf, dass Bartosz Socko von einem groben Schnitzer seines Gegners profitiert hatte:


Das nächste Ergebnis trudelte an Brett 4 ein. Hier hatte es Jonas Bjerre mit Schwarz mit Jorden van Foreest zu tun, der in dem für ihn typischen Stil die Eröffnung mit einem leichten Twist behandelte. Jonas erhielt trotzdem eine gute Stellung, wählte dann im frühen Mittelspiel aber einen falschen Plan:


Es blieb also spannend, die letzten beiden Bretter würden das Ergebnis entscheiden. Keine Sorgen machte ich mir um unseren Mannschaftkapitän Benedict, der an Brett 8 einmal mehr bewies, wie gut er darin ist, eine leicht schlechtere Stellung geduldig zusammenzuhalten.
Nervenaufreibender war das Geschehen an Brett 3. Nach einer interessanten Eröffnungsidee verpasste Johan-Sebastian den Weg zum Vorteil und musste in der Folge zunächst eine leicht schlechtere, dann klar schlechtere und an einer Stelle sogar verlorene Stellung zusammenhalten. Das gelang ihm aber gut und kurz vor der Zeitkontrolle stand es so:


Ein denkbar knapper Verlust also. Mit ein bisschen Fantasie wäre mehr drin gewesen, aber auch ein 3,5-4,5 ist gegen so eine starke Mannschaft ein beachtliches Ergebnis.

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Schachbundesliga: Samstag, 11.01.: FC St. Pauli – SG Solingen

Bericht und Partiekommentare von Benedict Krause

Am Samstag, den 11. Januar, war es so weit: Magnus Carlsen saß gegen die SG Solingen das erste Mal für uns am Brett. Aber dieses Event begann nicht mit dem Start der Partien am Samstag, sondern weit vorher mit den Planungen für das Wochenende. Nach der Zusage von Magnus machten sich zahlreiche Mitglieder unseres Vereins unter anderem an die Organisation der Liveübertragungen, des Ticketverkaufs, des Caterings, der Kommunikation mit Presseteams und des Meet and Greets am Sonntag. Das Produkt dieser wochenlangen Anstrengungen konnte sich aber durchaus sehen lassen, als die Spieler, Organisatoren, Betreuer, Zuschauer und Kamerateams am Samstag das Brahms Kontor in Hamburg betraten. Für mich als Mannschaftskapitän ging es an diesem Tag aber ausnahmsweise nicht darum, selbst Punkte für die Mannschaft zu sammeln, sondern gemeinsam mit Fiona Steil-Antoni im Livestream auf dem YouTube-Hauptkanal des FC St. Pauli die Partien unserer Mannschaft zu kommentieren. Doch auch dort war noch eine gewisse Anspannung vorhanden, die sich jedoch schnell legen sollte, nachdem der Wettkampf für uns gut begann:

Den Anfang machte Magnus an Brett 1 mit Schwarz gegen das niederländische Talent Max Warmerdam. Nachdem er sich zunächst mehr als 5 Minuten für seine Antwort auf den Zug 1.c4 Zeit nahm, folgten die weiteren Züge deutlich schneller und es wurde klar, dass er mit Zugumstellung einen Königsinder gegen den g3-Aufbau seines Gegners angestrebt hatte. Dort wählte Magnus einen riskanten Vorstoß im Zentrum, nach dem Weiß eine vorteilhafte, aber zweischneidige Stellung hätte erreichen können. Vielleicht begründet durch eine Fehleinschätzung oder durch den Respekt vor dem namenhaften Gegner zog sich Max Warmerdam jedoch passiv zurück und wurde in der Folge zielstrebig auf dem Brett und auf der Uhr von Magnus überspielt.

Diese überzeugende Leistung brachte uns mit 1-0 in Führung und sorgte für Rückenwind, der im weiteren Verlauf auch in den restlichen Partien sichtbar wurde: Als nächstes gewann Peter Heine Nielsen seine Schwarzpartie gegen Alexander Krastev. Nach mehreren Jahren ohne Turnierpartie war ihm die Nervosität durchaus anzumerken, aber er machte seine Sache mehr als souverän. Objektiv konnte Weiß lange Zeit eine etwas bessere Stellung verbuchen, aber ein Plan zur Umsetzung dieses Vorteils war nicht leicht auszumachen. Als Alexander Krastev dann aktiv wurde, konterte Peter Heine ihn aus und gewann mit einem Trick entscheidendes Material zur 2-0 Führung.

Anschließend sorgte Aljoscha mit einem Weißremis gegen Alexander Naumann für einen weiteren halben Punkt. In einer soliden Schottisch-Variante wurden früh die Damen getauscht und die Stellung blieb anschließend bis zum Friedensschluss im 25. Zug im Gleichgewicht.

Schottisch kam auch bei der Partie meines langjährigen Teamkollegen Bartosz Socko gegen Surya Shekhar Ganguly aufs Brett. Seine Stellung schien früh aussichtsreich zu sein und als er die Stellung mit dem aktiven Zug f5! öffnete, sammelte er noch vor der Zeitkontrolle eine Figur ein. Sein Gegner wehrte sich zwar anschließend noch eine ganze Weile, aber Bartosz ließ an dem Ergebnis der Partie keine Zweifel mehr aufkommen, sodass wir mit 3,5-0,5 in Führung gingen.

Den Mannschaftssieg brachte uns dann der überzeugende Weißsieg von Jonas Bjerre gegen seinen dänischen Freund Mads Andersen. In einem Spanier spielte sich Jonas einen kleinen Vorteil heraus, den er in einer langen Partie erst in einen Mehrbauern und anschließend in einen vollen Punkt verwerten konnte. Wer von den Lesern selbst gerne Spanisch spielt, sollte sich diese Partie auf jeden Fall näher anschauen, denn einige Manöver sind sehr instruktiv.

Es blieben also noch drei weitere Partien, die über die Höhe unseres Sieges entscheiden würden. Hierbei endete zunächst das Turmendspiel von Marc’Andria gegen Loek van Wely. In der Eröffnung zeigte Marc’Andria eine hervorragende Vorbereitung und erkämpfte sich mit Schwarz direkt eine leichte Initiative. Nach einer gegenseitigen Zeitnot zeichnete sich dann ein Turmendspiel mit Mehrbauern ab, das für Loek van Wely sehr unangenehm zu sein schien. Doch möglicherweise verpasste unser Spieler mit 45…g5!? eine gute Gewinnchance und musste sich anschließend der präzisen Verteidigung seines Gegners beugen.

Eine Partie, in der wir uns früh Sorgen machen mussten, schien die von Johan-Sebastian zu sein. Markus Ragger setzte den schwarzen König mit g4 und h4 unter Druck, was Johan-Sebastian zu einer schwierigen Verteidigungsaufgabe zwang. Diese bewältigte er allerdings souverän und nach der Zeitkontrolle konnte er die Partie mit einem schönen Qualitätsopfer retten. Dass hier sogar kurzzeitig mehr drin war, konnten er und die Mannschaft daher gut verkraften.

Die letzte Partie des Wettkampfes spielte sich zwischen David und Erwin L’Ami ab. Wie David uns am nächsten Tag noch berichtete, tat er sich bereits in der Vergangenheit sehr schwer gegen seinen Gegner. Leider sollte dieser Tag keine Ausnahme sein, auch wenn er mit leichtem Vorteil aus der Eröffnung kam. Bei der Suche nach einem Plan verbrauchte er jedoch zu viel Zeit. Als Erwin L’Ami dann eine Qualität opferte, konnte David die Stellung leider nicht mehr zusammenhalten. Er kämpfte zwar noch lange weiter, aber die Niederlage war nicht mehr zu verhindern.

Insgesamt konnten wir damit einen 5,5-2,5 Sieg einfahren, der im Kampf um den Klassenerhalt besonders wichtig sein wird. Beim gemeinsamen Abendessen mit Spielern und weiteren Vereinsmitgliedern schauten wir also erwartungsvoll auf den nächsten Tag, der für uns ein Spitzenduell mit dem Meisterschaftsfavoriten um Wei Yi und den Bundestrainer Jan Gustafsson bereithalten sollte.

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Schachlicher Rückblick auf das Bundesligawochende mit Magnus

Nach einem gewaltigen Medienecho folgt nun der schachliche Rückblick. Aljoscha und Bene haben jeweils live kommentiert und dazu passend einen Bericht mit vielen Partien zum Nachspielen verfasst. Vielen Dank dafür!

Wie zuletzt habe ich zu den Partien ein paar Aufgaben bei Lichess erstellt, die man hier findet: https://lichess.org/study/jdHmDFMg/K1sTmJil (am besten im Browser). Aufgaben und Analysen ergänzen sich überwiegend.

Alle von Aljoscha und Bene kommentierten Partien findet ihr außerdem hier: https://lichess.org/study/nZXbgIzR/AKXFJF4U

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