von Benedict Krause
Nachdem wir am Vortag einen knappen aber verdienten Sieg gegen den SV Mülheim Nord einfahren konnten, stand am Sonntag ein fast ebenso wichtiges Match gegen den SK Kirchweyhe an. Auf dem Papier waren unsere Gegner leicht favorisiert, aber im Abstiegskampf zählt jeder Punkt, weshalb wir optimistisch in den Wettkampf gingen.
Die einzige relativ ereignislose Partie wurde von Peter Heine und Borki Predojevic gespielt. In einem Katalanen konnte Schwarz problemlos ausgleichen, aber zeigte im Anschluss auch keine großen Anstalten, mehr aus der Stellung herauszuholen: 0,5-0,5.
Wie bereits am Vortag durfte ich erneut neben Aljoscha spielen und mir ein sehr interessantes Abspiel in der Aljechin-Verteidigung anschauen. Aljoscha setzte seine Bauern früh in Bewegung, um die schwarzen Leichtfiguren zurückzudrängen. Doch als er in der Folge nicht die richtige Fortsetzung fand, glich Robert Markus aus. Damit ist jedoch nicht die ganze Geschichte der Partie erzählt, denn für den geopferten Bauern besaß Aljoscha im Gegenzug einen Freibauern auf a7. Die Stellung war für Robert Markus scheinbar schwieriger zu spielen, sodass Aljoscha mit seinen beiden Türmen und dem schwarzfeldrigen Läufer eine gefährliche Initiative entwickelte. Diese endete allerdings in einer Zugwiederholung, da Aljoscha die beste Fortsetzung nicht korrekt einschätzte: 1-1.
Eine typische Königsindisch-Partie konnten die Zuschauer zwischen Monika Socko und Zoran Jovanovic beobachten. Während Schwarz einen Angriff am Königsflügel startete, übte Monika am Damenflügel großen Druck auf die schwarze Stellung aus. Gefühlt abwechselnd sah die Engine hier Monika und ihren Gegner im Vorteil. In der finalen Stellung hätte ich etwas lieber Schwarz gehabt, aber ein Blick auf die Mimik der beiden verriet, dass niemand mit dem Remis unzufrieden war: 1,5-1,5.
Im Vergleich war die Partie von Bartosz etwas ruhiger, aber nicht weniger kompliziert. In einem sehr ungewöhnlichen Spanisch-Abspiel entschied sich Bartosz früh, seine Bauernstruktur zu schwächen und in ein damenloses Mittelspiel überzuleiten. Auf den ersten Blick sah die weiße Stellung angenehmer aus, doch Bartosz hielt den Laden zusammen und konnte im Übergang ins Endspiel sogar einen Bauern einsammeln, aber das Turmendspiel mit Mehrbauer war trotzdem nicht zu gewinnen: 2-2.
Anschließend gerieten wir leider in Rückstand. Jonah hatte sich in einem unklaren Sizilianisch-Abspiel lange Zeit gut behauptet und ausreichendes Gegenspiel erhalten. Doch im Anschluss an ein Bauernopfer von Jonah fand sein Gegner Aleksandar Kovacevic einen besseren Plan und setze schließlich zu einem hübschen Mattangriff an: 2-3.
Der Rückstand währte jedoch nur kurz, da sich Jonas in einem Rossolimo-Sizilianer beeindruckend durchsetze. Seine Stellung sah immer etwas angenehmer aus und die schwarze Bauernstruktur von Ivan Saric erwies sich einfach als etwas schwächer. Das Einsammeln eines vergifteten Bauern führte dann zu einem Mattangriff für Jonas, den er sich nicht mehr nehmen ließ: 3-3.
Schließlich liefen nur noch die zwei Partien von Igor und mir. Das erfreuliche zuerst: Igor wurde in einer Caro-Kann-Variante mit Damentausch ausvorbereitet, wodurch sich sein Gegner Denis Kadric einen kleinen Vorteil erspielte. Doch Igor zeigte im Anschluss ein besseres Verständnis für die Stellung und erarbeitete sich leichten Druck. Kurz vor der Zeitkontrolle wurde dieser leichte Druck zu klarem Vorteil und später zu einem gewonnenen Endspiel mit Springer gegen Läufer: 4-3!
Die Geschichte meiner Schwarzpartie gegen Hrvoje Stevic ist eigentlich schnell erzählt. In einem Alapin-Sizilianer war ich etwas besser vorbereitet als mein Gegner und dem Ausgleich durchgehend sehr nahe. Er fand jedoch einige kleinere Ressourcen, die die Partie am Leben hielten. Spätestens nach der Zeitkontrolle hätte die Partie jedoch Remis enden sollen: Ich hatte ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit Minusbauern erreicht. Doch plötzlich sah ich Gespenster und machte mehrere kleine Fehler, die schließlich in einer Verluststellung gipfelten, die sich mein Gegner nicht mehr nehmen ließ: 4-4.
Auf der einen Seite ein sehr wichtiger Punkt im Abstiegskampf, auf der anderen Seite wären auch zwei Mannschaftspunkte möglich gewesen. Insgesamt konnten wir aber trotzdem frohen Mutes mit 8 Mannschaftspunkten und einem soliden 8. Platz in der Tabelle die unterhaltsame Heimreise nach Hamburg antreten. Wie wir uns in den nächsten Heim-Wettkämpfen gegen die OSG Baden-Baden und die SF Deizisau geschlagen haben, könnt ihr in den folgenden Berichten nachlesen.