von Benedict Krause
Am vergangenen Wochenende war es endlich so weit: Unser Heimspieldebüt im Millerntorstadion stand an. Mit uns, dem SV Werder Bremen, der OSG Baden-Baden, den SF Deizisau, dem HSK, dem FC Bayern München und dem SV Deggendorf waren über die zwei Tage insgesamt 7 Mannschaften im Millerntor zu Gast, sodass es für die Zuschauer an jedem Tag 24 Partien zum Anschauen gab. Die Vorbereitung begann wie so oft jedoch bereits weit im Voraus, da ein großes Heimspielwochenende immer auch eine Menge Organisationsaufwand mit sich bringt. Viele der Helfer waren bereits Freitag vor Ort und auch am Samstag und Sonntag konnten wir auf zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus unserer Schachabteilung zählen. Vielen Dank an euch! Auf diese Weise konnten wir am Wochenende Catering, eine Live-Kommentierung, einen Analysebereich und einen Merchandising-Stand anbieten, der von den Besuchern sehr gut angenommen wurde. Der einzige kleine Dämpfer bestand darin, dass Magnus Carlsen es aufgrund seiner Reisepläne am Wochenende nicht nach Hamburg schaffte, aber diese Nachricht bremste die Motivation aller Beteiligten höchstens kurzzeitig aus.
Am Samstag stand dann unser erstes Match des Wochenendes gegen die OSG Baden-Baden an, bei denen wir damit rechneten, dass die ersten vier Spieler ihres Kaders nicht vor Ort sein würden. Damit lagen wir zwar richtig, aber mit Vincent Keymer, Maxime Vachier-Lagrave und Richard Rapport saßen dann trotzdem drei Weltklassespieler an den Brettern 1-3. Und auch die weiteren Spieler unserer Gegner konnten sich durchaus sehen lassen. Trotzdem hielten wir lange Zeit gut mit, aber der Reihe nach:
Nach etwa 2 Stunden endete die Partie zwischen Johan-Sebastian Christiansen und Maxime Vachier-Lagrave. In einem Rossolimo-Sizilianer konnte Johan-Sebastian seinen Gegner überraschen und ein leicht besseres Endspiel erreichen. Aber Maxime Vachier-Lagrave zeigte seine Klasse und führte das Endspiel problemlos in den Remishafen: 0,5-0,5.
Anschließend einigte sich Aljoscha in seiner Schwarzpartie gegen Etienne Bacrot auf ein Remis. Weiß spielte einen Sizilianer mit Doppelfianchetto und Damentausch, der jedoch wenig Gefahr ausstrahlte. Zwischendurch hätte Aljoscha sogar kurzzeitig das Kommando übernehmen können, aber verständlicherweise wählte er die forcierte Fortsetzung, die kurz darauf in einer Zugwiederholung endete: 1-1.
Bis hierhin lief es für uns sehr erfreulich, aber jetzt setzte sich nach und nach die Klasse unserer gegnerischen Spitzenspieler durch: Frank wurde von Sergei Movsesian in der sizilianischen Taimanov-Variante mit einem Bauernopfer überrascht, das aus meiner Sicht sehr gefährlich wirkte. Doch anschließend spielte Movsesian etwas sorglos und gab seinen Vorteil wieder her. Die entstandene Stellung war jedoch keinesfalls einfach zu halten und nach einem Fehltritt von Frank in Zeitnot konnte sein Gegner zum entscheidenden Angriff ansetzen: 1-2.
Kurz darauf musste sich auch Martin Voigt seinem jungen Gegner Bennet Hagner geschlagen geben. In der Eröffnung konnte Martin eine Überraschung anbringen, die ihn zu einem Vorteil im Mittelspiel verhalf. Doch nachdem er den falschen Plan wählte, spielte Bennet Hagner stark auf und übernahm Schritt für Schritt die Kontrolle. Noch vor der Zeitkontrolle war dann leider aus unserer Sicht nichts mehr zu retten: 1-3.
Gegen Vincent Keymer war für unser sympathische Spitzenbrett David Howell mit den schwarzen Steinen an diesem Tag leider kein Kraut gewachsen. Nach einem abgelehntem Damengambit war der weiße Vorteil noch überschaubar, doch anschließend überspielte Vincent Keymer David Schritt für Schritt. 21…c5 war eine verständliche Entscheidung, um sich irgendwie Gegenspiel zu sichern, aber die schwachen Bauern erwiesen sich als zu große Hypothek: 1-4.
Leider folgten auch nach der Zeitkontrolle keine guten Nachrichten für unser Team. Nikita Vitiugov hatte nach der Eröffnung mit dem starken Zug 11…b5 direkt ausgeglichen und auch anschließend wenig Probleme in der Stellung. Das Gleiche galt eigentlich auch für Igor, aber um den Zug 30 entglitt ihm die Stellung in Zeitnot langsam, aber sicher. Solche Ungenauigkeiten nutzen Spieler wie Nikita Vitiugov gnadenlos aus und diese Partie war keine Ausnahme: Kurz nach der Zeitkontrolle musste Igor seinem Gegner zum Sieg gratulieren: 1-5.
Auch unsere Vereinslegende Bartosz vermochte an diesem Tag nichts gegen die geballte Kompetenz seines Gegners auszusetzen. Bereits in der Englischen Eröffnung lief etwas schief, sodass Richard Rapport mit einem klaren Vorteil ins Mittelspiel ging. Doch Bartosz kämpfte sich zurück und hätte an einer Stelle sogar ausgleichen können. Mit wenig Zeit sah er diese Gelegenheit jedoch nicht und geriet anschließend auf die Verliererstraße: 1-6.
Als letztes hatte ich die Gelegenheit, das Mannschaftsergebnis noch etwas nach oben zu korrigieren. Ich hatte die Eröffnung relativ ruhig angelegt, doch trotzdem schaffte es Alexei Shirov, mich mit voranschreitender Partiedauer in einem Damenendspiel etwas unter Druck zu setzen. Doch ich hielt den Laden sicher zusammen und hatte in der Endstellung sogar die angenehmere Seite vom Remis. Ich war jedoch froh, den halben Punkt mitzunehmen und mich anschließend auf das wichtige Match am Folgetag zu konzentrieren.
Den Abend ließen wir noch mit einem Dinner im Stadion ausklingen, bevor wir uns anschließend auf den Weg zum gegenüberliegenden Hotel machten, um uns auf unsere Gegner von den SF Deizisau am nächsten Tag vorzubereiten.