von Benedict Krause
Es ist nun bereits einen Monat her, dass wir uns aus verschiedenen Richtungen auf den Weg nach Bremen gemacht haben, um gegen den SV Mülheim Nord und den SK Kirchweyhe zwei direkte Duelle im Kampf um den Klassenerhalt zu bestreiten. Hierfür wollten wir natürlich möglichst stark aufstellen, wobei mit David, Marc’Andria und Aryan einige unser Top-Spieler aufgrund verschiedener Verpflichtungen leider absagen mussten. Dafür sprang Peter Heine in die Bresche und reiste nach dem Urlaub in Dänemark mit dem Auto nach Bremen, um nach der Runde am Sonntag die Heimreise nach Litauen anzutreten. Was für ein Einsatz für unsere Mannschaft, der sich auch noch lohnen sollte!
Als erstes kamen am Freitag Aljoscha, Igor und ich im Atlantic-Hotel in Bremen an, das gleichzeitig auch der Spielort für die Runden 9 und 10 war. Aljoscha und ich trafen uns am Hamburg Hauptbahnhof und sammelten dort auch Igor ein, der kurz zuvor am Hamburger Flughafen gelandet war. Am späten Abend traf auch Jonas ein, der aus Dänemark mit dem Flugzeug angereist war. Gemeinsam mit Hajo machten wir uns Abend auf den Weg zu einem Abendessen beim Italiener, bei dem wir uns auf den Wettkampf am nächsten Tag einstimmten.
Der Rest der Mannschaft kam dann nach und nach in Bremen an: Peter Heine mitten in der Nacht von Freitag auf Samstag und Jonah, Bartosz sowie Monika gegen 12:00 Uhr am Samstag. Vielen Dank an Heinz-Werner, der Monika und Bartosz vom Flughafen in Hamburg nach Bremen gefahren hat! Auch an diesem Auswärtswochenende haben uns wieder zahlreiche Helfer und Fans vor Ort unterstützt. Umso schöner, dass wir dieser Unterstützung auch erfolgreiche Ergebnisse folgen lassen können. Nun aber zu unserem Match am Samstag gegen den SV Mülheim Nord:
Auch der SV Mülheim Nord musste einige Ausfälle beklagen. David Navara, Pavel Tregubov und Thomas Beerdsen waren alle aufgrund von verschiedenen Schachturnieren verhindert. Dadurch konnten wir die leichte Favoritenrolle übernehmen, aber diese allein bringt noch keine Mannschaftspunkte. Den Start machten Bartosz und Monika mit zwei Remisen.
Bartosz spielte gegen Liam Vrolijk eine interessante Idee im Schotten, die sein Gegner jedoch stark konterte. Ob dieser die Fortsetzung am Brett fand oder eventuell sogar vorbereitet hatte, war für mich nicht ersichtlich, aber im Ergebnis stand auf jeden Fall ein 0,5-0,5. Ebenso solide war die Partieanlage von Dr. Volkmar Dinstuhl gegen Monika. Nach 20 Zügen konnte dieser das Läuferpaar für sich beanspruchen, aber aufgrund der symmetrischen Stellung und der guten schwarzen Springer war auch hier ein zügiger Remisschluss unausweichlich: 1-1.
Bald darauf vereinbarte auch Peter Heine in seiner Schwarzpartie gegen Valentin Buckels ein Remis. Eine lange symmetrische und ausgeglichene Stellung schien zwischendurch zu Peter Heines Gunsten zu kippen, doch laut eigener Aussage sah er nicht, wie es vorangehen sollte. Aufgrund der grundsätzlich guten Aussichten im Match stellte er dann seine Gewinnversuche ein: 1,5-1,5.
Auch in Jonahs Partie gegen Sasa Albers war nicht allzu viel los. Möglicherweise stand zunächst Jonah und dann sein Gegner minimal besser, aber die Remisbreite wurde hierbei nie verlassen: 2-2.
Dann sollte sich der Wettkampf jedoch allmählich aufheizen: Die Schwarzpartie von Aljoscha gegen Michael Feygin nahm einen kuriosen Verlauf. Michael Feygin schien eine Nebenvariante vorbereitet zu haben, doch begann im 10. Zug nach der beliebtesten Antwort von Schwarz lange nachzudenken. In der Folge konnte Aljoscha eine leichte Initiative erhalten. Da sich seine Stellung jedoch nicht leicht spielen ließ, kam Weiß zurück in die Partie und Aljoscha musste die Stellung durch eine geschickte taktische Sequenz in den Remishafen steuern: 2,5-2,5.
Ich spielte in diesem Match mit Weiß gegen Daniel Hausrath. In der Vergangenheit sind wir bereits in klassischen und Blitzschach-Partien aufeinander getroffen und mein Score in diesen war durchaus gut. Das motivierte mich besonders, an diesem Tag auch mal einen Sieg zum Mannschaftsergebnis beizusteuern. In der Abtausch-Variante der Caro-Kann-Verteidigung konnte ich aus der Eröffnung leichten Vorteil mit ins Mittelspiel nehmen, der im besonders starken Springer auf d3 begründet lag. Als sich mein Gegner in großer Zeitnot befand, stand ich dann vor einer richtungsweisenden Entscheidung: Entweder ein minimal besseres Endspiel spielen oder einen Turm opfern und darauf hoffen, dass mein Gegner nicht die richtige Fortsetzung findet. Ich entschied mich für die zweite Option und wurde belohnt: Das Turmopfer schlug durch und ich konnte noch vor Vollendung der Zeitkontrolle den vollen Punkt einsacken: 3,5-2,5.
Kurz darauf endete Igors Partie: Sein Gegner Patrick Zelbel war mit Schwarz gut aus der Eröffnung gekommen und hatte früh ausgeglichen. In der Folge wurde die Partie zu einem Wettrennen, das dem ein oder anderen Fan die Schweißperlen auf die Stirn getrieben hat: Igor verstärkte nach und nach den Druck am Damenflügel, während Patrick Zelbel einen Königsangriff startete. Nach Igors eigener Aussage konnte er lange gar nicht selbst einschätzen, wer denn nun besser steht. Die nachträgliche Analyse zeigt, dass Igor nie in Verlustgefahr war und die Ungenauigkeiten von Patrick Zelbel in Zeitnot souverän ausnutzte. Kurz nach der Zeitkontrolle brandete dann Jubel auf: Igor gewann seine Partie zum 4,5-2,5.
Anschließend spielte nur noch Jonas mit Schwarz gegen Daniel Fridman. Lange Zeit befand sich diese Partie im Gleichgewicht. Erst mit dem bekannten 40. Zug beginn Jonas eine Ungenauigkeit und leider kommen Fehler selten allein. Da auch sein 41. Zug ungenau war, landete er in einem sehr unangenehmen Turmendspiel, das er schlussendlich nicht mehr verteidigen konnte. Zum Glück war das nicht mehr entscheidend fürs Teamergebnis, sodass wir uns zufrieden zum Abendessen im Hotel trafen, um uns für das wichtige Match gegen den leichten Favoriten SK Kirchweyhe am nächsten Tag einzustimmen und den 4,5-3,5 Sieg gegen Mülheim zu feiern.