Bericht und Partiekommentare von Aljoscha Feuerstack
Der Düsseldorfer SK ist der große Meisterfavorit in dieser Saison. Obwohl die ersten fünf ihrer Setzliste nicht dabei waren, stand uns ein schwerer Kampf bevor: an sechs der acht Bretter hatten die Spieler um Mäzen Wadim Rosenstein den Elovorteil auf ihrer Seite. Dessen ungeachtet entwickelte sich ein enger Kampf. Nach rund drei Stunden Spielzeit trudelte das erste Ergebnis ein: Remis an Brett zwei zwischen Anish Giri und David Howell. David hatte sich nicht von Giris ungewöhnlicher Eröffnung beeindrucken lassen und stand in der Schlussstellung sogar bereits etwas angenehmer. Ebenfalls nichts anbrennen ließ Peter Heine Nielsen an Brett sieben gegen Jan Gustafsson: Ein ereignisloses Remis nach 21 Zügen im angenommenen Damengambit.
Spannender gestaltete sich der Kampf am ersten Brett, das naturgemäß die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog: Der beste Spieler der Welt gegen die aktuelle Nr. 1 der chinesischen Rangliste! Gegen die gegnerische Najdorf-Variante im Sizilianer entschied sich Magnus für das seltene 6.a4 – wer unsere Bundesligakämpfe genau verfolgt hat, könnte sich an meine Erstrundenpartie erinnert gefühlt haben. Leider erwies sich Wei Yi als sehr gut vorbereitet.
Marc’Andria trug ebenfalls ein solides Remis, wobei es an einer Stelle eine bemerkenswerte Chance auf Vorteil gab:
…und plötzlich hieß es: Führung für St. Pauli! Das sorgte für einige Verwirrung vor Ort, denn so richtig gut standen wir an keinem der verbliebenen Bretter. Bald klärte sich auf, dass Bartosz Socko von einem groben Schnitzer seines Gegners profitiert hatte:
Das nächste Ergebnis trudelte an Brett 4 ein. Hier hatte es Jonas Bjerre mit Schwarz mit Jorden van Foreest zu tun, der in dem für ihn typischen Stil die Eröffnung mit einem leichten Twist behandelte. Jonas erhielt trotzdem eine gute Stellung, wählte dann im frühen Mittelspiel aber einen falschen Plan:
Es blieb also spannend, die letzten beiden Bretter würden das Ergebnis entscheiden. Keine Sorgen machte ich mir um unseren Mannschaftkapitän Benedict, der an Brett 8 einmal mehr bewies, wie gut er darin ist, eine leicht schlechtere Stellung geduldig zusammenzuhalten.
Nervenaufreibender war das Geschehen an Brett 3. Nach einer interessanten Eröffnungsidee verpasste Johan-Sebastian den Weg zum Vorteil und musste in der Folge zunächst eine leicht schlechtere, dann klar schlechtere und an einer Stelle sogar verlorene Stellung zusammenhalten. Das gelang ihm aber gut und kurz vor der Zeitkontrolle stand es so:
Ein denkbar knapper Verlust also. Mit ein bisschen Fantasie wäre mehr drin gewesen, aber auch ein 3,5-4,5 ist gegen so eine starke Mannschaft ein beachtliches Ergebnis.
Alle kommentierten Partien: https://lichess.org/study/nZXbgIzR/AKXFJF4U