Der Titel hätte auch leicht 3-0 für Caro-Kann lauten können, aber ehrlich gesagt, war dieser Kampf gegen Bad Schwartau ein hartes Stück Arbeit, mit einem glücklichen Ende für uns.
Leute, das halte ich nicht aus. Wirklich spannend, was sich da in Bad Schwartau ereignet hat. Bis zum Sieg mussten viele Klippen sowie verlorene/ausgeglichene Stellungen umschifft werden und die anschließende Feier beim Italiener haben wir uns redlich verdient.
Ich versuche den Spannungsbogen chronologisch aufzubauen, um den geneigten Leser*in Anteil, an unserer (meiner) emotionalen Achterbahn, teilnehmen zu lassen.
Eigentlich wäre ich hier geneigt davon zu reden, dass wir aufgrund von Ausfällen bei unserer Ersten mit einer ersatzgeschwächten Rumpftruppe angetreten sind. Verstärkt durch Guido und Julian sowie dem Saisondebüt von unserem neu FM-Alvaro sowie meiner Person, haben wir doch eine ziemlich starke Truppe zusammenbekommen. Wenn man bedenkt, dass wir fünf Spieler nicht einsetzen konnten, dann finde ich das beachtlich. Danke hierbei auch an die Dritte und insbesondere an MF Dirk.
Startschuss:
Brett 8: Hausherr – Schleicher, 0-1
Caro-Kann die Erste – Fantasy Variante: Die Führung nach ca. 2h und ein einfacher Sieg nach 17 Zügen. Einfaches Ding sollte man meinen, aber …
Ein Blick auf die Stellung nach 11 Zügen (ca. +3.00 für Weiß):

Stellung nach dem 17. Zug von Schwarz:

Ein beruhigendes Gefühl, wenn die Mannschaft zeitig führt und auf allen anderen Brettern alles soweit normal steht.
Brett 4: Tönniges – Richter, 0-1
Caro-Kann die Erste – Vorstoßvariante: Theorie, Theorie, Theorie … kopfschüttelnd müssen sich die Caro-Kann Experten meine Stellung angesehen haben, als ich doch glatt Theorie sowie Ideen vertauscht (Caissa würde sagen “vergessen”) habe. Recht hatten Sie, aber 40min nachdenken im 12. Zug scheinen meinen Gegner so verwirrt zu haben, dass er seine Stellung vollkommen ruinierte und anschließend vergaß, die Hand zum Aufgeben zu geben.
Sehr beruhigend. Wir führen 2-0, bei STP I steht es 4-3 (nur Frank spielte noch) und an sechs Brettern ist alles offen ..
Zwischenfazit nach 3h:
- Doch der Schein trügt. Fabian scheint eine Ruine zu verwalten, Martin – erscheint leicht positionell schlechter zu stehen / der Gegner drückt, Alvaro – alles offen, aber knappe Zeit, Andreas – ausgeglichen, wenn nicht leicht positionell schlechter, Artur steht mehr als gedrückt .., Julian – ausgeglichen.
Zwischenfazit nach 3:15h
- Alvaro stellt einzügig die Partie ein. / Artur steht schlechter / Fabian noch schlechter
- Julian muss Remis ablehnen.
Zwischenfazit nach 3:20h
- Alvaro spielt mit Leichtfigur weniger. / Artur steht schlechter / Fabian noch schlechter
- Julian hat nach Ablehnen des Remis, einzügig einen Bauern + Stellung eingestellt.
Zwischenfazit nach 3:30h
- Jubel: Die Erste hat mit 4,5 gewonnen.
Zwischenfazit nach 4:00h
- Alvaro hat verloren, Artur hätte in der Zeitnotschlacht gewinnen/remis spielen können, Fabian steht weiterhin schlecht, Martin hat den Gegner beschwindelt, Andi hat ein vorteilhaftes Endspiel erarbeitet. Julian hat zwei Bauern weniger.
- Es steht 2-1
Zwischenfazit nach 4:30h
- Andi kommt freudestrahlend aus dem Turniersaal. Martin steht besser, Artur hat verloren, Fabian an Remischance, Julian steht auf Verlust.
- Est steht 3-1
Zwischenfazit nach 4:45h
- Artur verloren, Julian verloren
- Es steht 3-3
Zwischenfazit nach 5:00h
- Martin hat gewonnen
- Es steht 4-3 und Fabian hat mittlerweile wieder Remischancen
Zwischenfazit nach 5:30h
- Fabian hält das Remis und wir gewinnen 4,5-3,5
Das hätte wirklich schief gehen können, jedoch lohnt sich noch ein Blick auf die Partien:
Brett 4: Alvaro – Masio, 0-1
Schön Alvaro wieder ab Board zu haben und einem Sieg zum Einstand nach drei Jahren Schachpause hätte ich Ihn mehr als gegönnt. Eine spannende Partie, welche nach einem “Aussetzer” ein schnelles Ende fand. Wie ich Alvaro kenne, wird Ihm das eher Ansporn sein, als Niedergeschlagenheit, denn in der Analyse im Nachgang war deutlich erkennbar, dass unser FM nichts von seinem großen Schachtalent eingebüßt hat.
Brett 5: Andi – Sallandt, 1-0
Eine typische Andi-Partie. Anspruchsvolle Eröffnungsauswahl. Tief erprobtes und analysiertes Repertoire mit leicht vorteilhafter Stellung und sauberer Übergang ins Endspiel.
Auf dem Brett erschien mir die weiße Stellung nicht so vorteilhaft, wie es mir das Silikonmonster sagt.
Im Nachgang. Tolle Leistung Andi.
Hier ein paar Fragmente:


Brett 6: Schwarz – Artur, 1-0
Spannend und sehr schade, das Artur, das Remis weggeworfen hat. Ein paar Ausschnitte aus den spannenden Partiephasen und ein paar Momente für das Rechentraining.
Welcher 21. Zug bringt Schwarz Vorteil?

Welcher Zug bringt Schwarz großen Vorteil?

Weiß hat in Zeitnot seine Stellung auf +6,0 ausgebaut. Welcher Zug garantiert den Vorteil, welcher schmeißt ihn weg?

38. Zug. Man lebt nur noch vom Inkrement. Welcher Schwarze Zug hält Remis, welcher verliert?

Brett 7: Julian – Müller, 0-1
Sehr ehrenwert, dass Julian in ausgeglichener Stellung das Remis ablehnt, um der Mannschaft in schlechter Lage zu helfen. Das im nächsten Zug der Bauer, einzügig weg war, ist mehr als ärgerlich. Kopf hoch Julian, das wird wieder.
Brett 2: Greßmann – Martin, 0-1
Caro-Kann die Dritte – Zweispringerspiel: In einer theoretisch interessanten und praktisch aktuellen Variante, spielt Weiß 10. Lb3. Martin erhält eine gute Stellung, aber es entsteht im 30. Zug eine ausgeglichene Stellung. In der Zeitnotphase tritt der Gegner mit 39. Sa6 fehlt und Martin erlangt mit Tc2 eine bessere Stellung. Interessante Partie und Glück für uns.
Stellung im 38. Zug:

40. Zug von Weiß und Zeitnot. Wie verliert Weiß am Zug?

Brett 1: Fabian – Schmidt; 0,5 – 0,5
Danke Fabian für den wichtigen Punkt und das du die Stellung zusammengehalten hast.
Irgendetwas ist bei Weiß mächtig schief gelaufen.

Endspiel: Welcher Zug von Schwarz gewinnt, welche Züge verpassend den Gewinn?

72 Züge und ca. 6h später:

Danke Männers für diese kämpferische Leistung. Ein glücklicher Sieg, aber dafür war die Stimmung umso ausgelassener.
Forza St. Pauli