Schachoberliga Nord:
St.Pauli 2 gegen SC Diogenes 5:3
Nach diesem Erfolg haben wir mit jetzt 8:2 Punkten unsere kleine Aufstiegschance gewahrt, punktgleich mit Königsspringer, die trotz des Abgangs einiger “Hochkaräter” eine unglaubliche Saison spielen. Aufstiegsfavorit bleibt Lübeck mit 9:1 Punkten. Der Abstiegskampf ist noch völlig offen. Besonders
gefährdet sind neben Bad Schwartau so starke Teams wie Diogenes, Schachfreunde und Schwerin. Uns droht ein Zwangsabstieg, nämlich dann, wenn St. Pauli 1 aus der 2. Bundesliga absteigen sollte.
Es folgen einige Kurzbemerkungen zu unseren Partien:
Brett 1: Fabian Schulenburg – Fabian Mueller remis
Eröffnet wurde mit einer Nebenvariante im Sizilianer 1.e4 – c5 2.Sf3 -e6 3.b3 – b6. Es entstand relativ früh ein remisliches Schwerfigurenendspiel, das Remis nach 38 Zügen war das logische Ergebnis.
Brett 2: Aleksandar Trisic – Torben Schulenburg remis
Diese Partie hat die Kiebitze wirklich begeistert. Aleks legte nach 1.Sf3 – g6 2.c4 – Sf6 3.Sc3 – d5 4.cxd5 – Sxd5 gleich mit 5.h4 los. Er hätte mit 22.Txb4 ein starkes Übergewicht erreichen können. Dagegen war Schwarz nach 22.g4 wieder voll im Spiel und in verwickelter Stellung stand Schwarz bald deutlich besser. Aleks hielt die Partie aber am Laufen und nach 39 Zügen war die Partie erneut gekippt. Als dann “logischerweise” dann wieder Torben auf Gewinnstand, gab kaum einer noch einen Pfifferling auf Aleks. Aber Züge wie 47.Dd7 + hielten ihn in der Partie.
Beide kamen in hochgradige Zeitnot, spielten bald nur noch mit Inkrement, das aber so ideenreich, dass die Kiebitze wirklich voll auf ihre Kosten kam. Als die Partie nach 70 Zügen remis endete applaudierten alle, sogar unser Schiedsrichter, Olaf Ahrens. Olaf hat übrigens sowohl den Oberligakampf, als auch die Begegnung aus der Landesliga, St. Pauli 3 gegen Großhansdorf, geleitet. Chapeau!!
Brett 3: Almar Kaid – Giso Jahncke remis
In einer Fianchetto -Variante des Grünfeldinders brachte Giso mit a5, a4 etwas Schärfe in die Stellung und hatte eine leichte Initiative am Damenflügel. Schwarz drohte ,unter günstigen Umstände mit axb3 die a-Linie zu öffnen, Weiß erzwang mit La3 den Zug Tfe8. Giso hob mit 13.-axb3 zu früh die Spannung am Damenflügel auf, die Schwächung des Feldes f5 mit den Bauernzügen h6 und g5 führte nach
17.Sf5 zu weißem Vorteil. Almar verpaßte nach 17.-Sb4 ?! die Taktik 18.Sxe7 + (eine anspruchsvolle Übung zur Variantenberechnung), die den weißen Vorteil festgehalten hätte. Nach 18.Lxb4 war Giso aus dem Gröbsten raus und die Partie endete bald remis.
Brett 4 : Patrick Stenner – Holger Mach 1 : 0
Wie soll man die Eröffnung 1.e4 – g6 2.Sc3 – g6 3.f4 -e6 nennen ? Eine Mischung aus “Modern defense ” und “Freestyle”. Patrick erhielt Raumvorteil und trotz Abtausch der weißfeldrigen Läufer eine vielversprechende Angriffsstellung. Er öffnete mit dem Bauernopfer 12.f5 Linien am Königsflügel. Statt 13.-fxg4 hätte Holger mit 13.-f4 besser die g-Linie geschlossen halten sollen. Nach 14.-g6 wäre jetzt das Opfer 15.Sxd5 erzwungen gewesen, die Verwicklungen hätten laut Engine zu großem weißen Vorteil geführt. Der Partiezug 15.Sf3 war “menschlicher”, jetzt war es aber nahe am Ausgleich. Nach 19.Sg5 war aber Tdf8 zu passiv, nur das Opfer eines Springers auf e5 hätte Schwarz laut Engine im Spiel gehalten. Patrick gewann mit 20.Sxf7 einen Bauern und hatte dann wieder deutlichen Vorteil, aber 20.-Sdxe5 statt 20.-Txf7 führte sofort zu einer Gewinnstellung für Weiß. Holger kämpfte noch für die Mannschaft, mußte aber nach 40 Zügen aufgeben.
Brett 5 : Stefan Gottuk – Rüdiger Breyther remis
Im Londoner System 1.d4 – Sf6 2.Lf4 – e6 3.e3 – b6 wurde ich mit 4.Df3 gleich hart angegangen. Stefan griff am Königsflügel an, aber ich konnte mich verteidigen, ohne meine Bauernstellung schwächen zu müssen. Im 23.Zug ließ ich die interessante Ressource 23.-Sxh4 aus, die ich leider nur kurz angerechnet hatte. Die Stellung blieb weiterhin nahezu ausgeglichen. 31.-e5 war fehlerhaft und
führte zu leichtem weißem Vorteil. Das Damenendspiel sollte dann aber keine allzu großen Probleme mehr bereiten. Im 39.Zug patzte Stefan, ich hätte mit 39.-Dc5+
den Übergang in ein gewonnenes Bauernendspiel erzwingen können, war mir aber so kurz vor der Zeitkontrolle nicht sicher. Wenig später gab Stefan Dauerschach.
Brett 6: Jan Priebe – Christian Laqua 1:0
Jan erhielt gegen die Aljechin-Verteidigung den üblichen Raumvorteil. Nach 10.Sh4 war 10.-Lxb1 ungenau (besser 10.-Lg6). Nach 11.Txb1 stand der Turm optimal, um b2-b4 zu unterstützen. Schwarz spielte später auf den Bauernvorstoß e6-e5, dann erwies sich aber die Schwächung des Feldes f5 (Sh4-f5) als sehr riskant. Schwarz hätte im 19. Zug z.B. mit 19.-Dd7 den Springer f5 befragen sollen. Nach 20.Se3-g6 nebst Lg7 wäre der weiße Vorteil tolerierbar gewesen. So fiel aber nach 19.-Sf3+ 20.Lxf3 bald der e-Bauer ,der Läufer wurde auf b2 zum Monster und nach 25.Sf5-h6 + stand Jan klar auf Gewinn und gewann wenig später die Partie.
Brett 7: Thomas Rieling – Andreas Mitscherling 1:0
Im Franzosen mit 3.Sc3 – Le7 ging Thomas mit Dh5 und Mattdrohung auf h7 schnell auf den schwarzen König los. Nach 10.-g6 11.Dh6 spielte Andreas 11.-f5.Jetzt war zwar die Diagonale b1-h7 geschlossen, aber Manöver wie Sg5 und h4-h5 lagen in der Luft, zumal der schwarze Damenflügel noch unterentwickelt war. Nach 15.-Dg7,16.Dh4 schien Andreas das Gröbste überstanden zu haben. Aber Weiß setzte 20.g4 durch und nach Öffnung der h-Linie war die schwarze Stellung nicht mehr zu halten.
Brett 8: Artur Reuber – Kai Schoenwolff 1:0
Artur war kurzfristig eingesprungen, so wie ich das verstanden habe, mußte er noch am Sonntagmorgen einen versprochenen Schwimmtermin mit seinem Töchterchen wahrnehmen. Die Partie hat er trotzdem einfach stark gespielt. Es begann mit 1.f4 – d5 und wurde dann ein kreatives “freestyle”. Nach 11 Zügen hatte Weiß bereits die deutlich bessere Stellung. Großer Raumvorteil, der Lc8 war zunächst hinter seinen Bauern “eingemauert”. Artur erreichte eine Bauernphalanx d4,e4,f4,g4, er konnte auf beiden Flügeln spielen. Schwarz hatte kurzzeitig eine Batterie Dc6,Lb7, war aber nach Abtausch des Läufers b7 völlig ohne Gegenspiel. Artur sammelte 2 Bauern ein, als der dritte fiel gab Schwarz auf.
Eigentlich ein sehr positiver Sonntag. St.Pauli 2 und 3 haben gegen starke Gegner
gewinnen können. Wenn wir unsere Heimkämpfe im Struensee Gymnasium austragen ist der Arbeitsaufwand doch sehr aufwendig. Guntram hatte z.B. das benötigte Spielmaterial eingeladen, ist am Sonntag zum Spielort gefahren und hat das ganze Material mit Bernd nach dem Kampf noch zurück gebracht, das übrigens nach dem Fußballspiel unter sehr erschwerten Bedingungen. Ich hatte ehrlich gesagt ein ziemlich schlechtes Gewissen, als Bernd noch ins “Olympische Feuer” kam und wir schon beim Essen waren. Auch andere spielfreie Vereinsmitglieder (nicht nur aus dem Vorstand) opfern oft viel Freizeit, um einen reibungslosen Spielbetrieb zu gewährleisten. Das die beteiligten Mannschaften dabei nach Kräften helfen sollten, müßte eigentlich selbstverständlich sein, da ist aber noch deutlich Luft nach oben! Als kleine Wiedergutmachung möchte ich gerne Bernd und Guntram nach dem nächsten Mannschaftskampf im “Olympischen Feuer” zum Essen einladen.