Von Joschka Marx
Der NTSV startete auf dem Papier in Bestbesetzung. Die einzige Schwächung ergab sich an meinem Brett 2, da Gerd Putzbach nicht am Brett saß und sich aus der Reaktion seiner Mitspieler ableiten ließ, dass dieser womöglich auch nicht mehr auftauchen würde. Somit stand es also nach einer Stunde bereits 1:0 für uns und ich widmete mich den weiteren 7 Partien: Nach gut eineinhalb Stunden zeigte sich an allen Brettern ein relativ ausgeglichenes Bild, wobei die Schwarzbretter 1 und 3 mit leichtem Entwicklungsrückstand arbeiten mussten und Bernd mit seinem Igel an Brett 5 erstmal Beton anzurühren schien. Heinz-Werner an Brett 6 hatte sich ungefähr zu diesem Zeitpunkt in einer „Stellung die ihm nicht liegt“ mit seinem Gegner auf Remis einigen können. Mit abgetauschten Damen, gleicher Bauernverteilung und offenen E- und D-Linien wahrscheinlich ein passendes Ergebnis zu seiner Stellung. Somit stand es 1,5:0,5 und ich hatte kurzzeitig das Gefühl der MK könnte mit 7 Halben entschieden werden. Ich irrte mich wie sich schnell zeigen sollte:
Nach circa der Hälfte der möglichen Spielzeit schienen Christian und Djimmy sich langsam zu befreien, Bernds Partie öffnete sich durch den schwarzen Vorstoß mit d5 und dem weißen 14.g4 (?). Jukka hatte seinen Holländer konsequent offensiv gespielt (mit h6, g5, f5). Hier versuchten beide Rivalen am Brett an den unterschiedlichen Flügeln (Jukka am Königs- und sein Gegner am Damenflügel) Vorteile zu erlangen. Carstens Partie endete zu diesem Zeitpunkt leistungsgerecht Remis, wir hielten somit die Führung: 2:1. An Brett 8 bei Stefan rannte langsam die Uhr, inzwischen hatte sein Gegner über eine Stunde mehr Zeit. Im Übergang zum Endspiel schien es zwar eine ausgeglichene Stellung zu sein, jedoch war diese zunächst deutlich leichter für Schwarz zu spielen als für Weiß.
Mit den ersten Überschreitungen der Zeitkontrolle zeichnete sich ab, dass Jukka für seinen konsequenten Königsangriff belohnt werden würde. Mit f4 brach Weiß auseinander, Jukka behielt kühlen Kopf und gewann eine Figur (jaja, der gute alte Springer am Rand…) 3:1. Djimmy hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine Qualität weniger und an Kompensation fürs Material mangelte es. Stefan schien sich der Initiative seines Gegners dank eines sehr aktiven Königs im Zentrum entziehen zu können und stand nun mindestens besser, wenn nicht gar auf Gewinn. Christian an Brett 1 spielte eine Partie, die am Tresen bereits als tot remis bezeichnet wurde, stark auf Gewinn – tauschte die Damen und spielte ein Endspiel mit starkem Springer gegen einen schwachen Läufer. Bei Bernd öffneten sich die g-Linien und im Schwerfigurenendspiel drohte ein offener Schlagabtausch mit Vorteilen für Schwarz. Auf dem Brett befand sich jedoch glücklicherweise eine Stellung, die Bernd – so glaube ich – genossen hat.
Stefan verlor nun leider seine Partie durch eine Unaufmerksamkeit, die ihn seinen Springer kostete. Wahrscheinlich hatte das stundenlange unter-Zeitdruck-spielen zu viel Kraft gekostet: 3:2. Und so drohte es noch einmal spannend zu werden. Gottseidank ging fast zeitgleich auch Bernds Gegner die Puste aus und wir hatten einen Mannschaftspunkt sicher. Djimmy kämpfte zu diesem Zeitpunkt auf verlorenem Posten nur noch im Sinne der Mannschaft weiter, gab dann wenig später zu Recht auf: 4:3. Alle Augen richteten sich somit auf Christian und Michael Raddatz, die ein trickreiches Endspiel zwischen sich hatten, in denen diverse Durchbrüche und Leichtfigurenopfer beachtet werden wollten. Doch auch weil Michael Raddatz zum Schluss nicht mehr die besten Varianten wählte, konnte Christian völlig verdient sogar den ganzen Punkt mitnehmen und den Sack zu machen. 5:3!
Alles in allem ein verdienter und über die meisten Strecken auch ungefährdeter Sieg. Insbesondere die drei Gewinnpartien auf unserer Seite waren sehr schön anzusehen. Für nominell stärkere Gegner als den NTSV ist sicherlich noch Luft nach oben, aber so ist es immer. Wichtig ist vor allem, dass die vermeintlich „einfacheren“ Punkte auch mitgenommen werden.